Das T.O.T.E. Modell


Die NLP- Entwickler haben von MILLER, GALANTER und PRIBRAM das T.O.T.E. (Test Operate Test Exit) Modell übernommen. Menschliches Verhalten kann in eine Reihe einzelner T.O.T.E.'s zerlegt werden. Die Grundstruktur dieses Modells ist eine Erweiterung der Reiz - Reaktionstheorie aus dem Behaviorismus. Es besteht im Prinzip aus einem Test, einer Operation und einer Ausstiegsphase (Bild 4.20).

Bild 4.20

Plant ein Individuum eine Handlung oder ist es gezwungen, auf eine Umweltsituation zu reagieren, so wird zuerst in den Test eingestiegen. Dabei wird ermittelt, ob die Handlung nicht vielleicht schon erledigt ist oder eventuell keine Reaktion zu zeigen ist. In so einem Fall wird direkt auf den Exit verzweigt.

Ergibt die Textphase jedoch, daß eine Handlung oder eine Reaktion notwendig ist, so wird in das Operate eingestiegen. Nach der jeweiligen Handlung oder Reaktion folgt ein nochmaliger Test, der dann über Exit oder über eine zu wiederholende Operation entscheidet.

Problemsituationen entstehen entweder dadurch, daß Menschen keine geeigneten Teststrategien verwenden oder andererseits nicht das richtige Operate einsetzen. Mit dem T.O.T.E. Modell können sowohl komplexe Vorgänge (z.B. Landung auf dem Mond) , einfache Vorgänge (Händeschütteln), mikromotorische Vorgänge (Augenmuster) als auch neurologische Prozesse (Synapsensprung) dargestellt werden.

Die NLP- Entwickler demonstrieren das T.O.T.E. Modell am Beispiel des einschlagens eines Nagels (Bild 4.21). In der Testphase überprüft der Tischler ob der Nagel schon ganz drinnen ist. Ist dies nicht der Fall wird nach Operate verzweigt und mit dem Hammer auf den Nagel geklopft. Zurück in der Testphase wird wieder überprüft, ob der Nagel nun schon ganz drinnen ist . Wenn ja, ist der Exitpunkt erreicht, wenn nein, wird ein neuer Schlagoperate durchgeführt.

Bild 4.21

Kaum ein erwachsener Mensch benutzt bewußt diese Strategie, um einen Nagel einzuschlagen. Daraus ist zu erkennen, daß T.O.T.E.'s meist unbewußt ablaufen.

Der gerade beschriebene unbewußte Prozeß des Nageltests läßt sich in weitere sogenannte eingebettete T.O.T.E.'s zerlegen (Bild 4.22). Es gibt je eine T.O.T.E., bei der mit dem Hammer entweder geschlagen oder dieser angehoben wird. Die entsprechenden Tests überprüfen, ob der Hammer gerade oben oder unten ist. Genauso kann ein T.O.T.E. in ein größeres eingebettet werden. Etwa am Beispiel des Tischlers ist das Einschlagen des Nagels ein Teil beim Zusammenbau eines Sessels und dies wiederum nur ein Teil bei der Produktion eines Wohnzimmers.

Bild 4.22

Aus diesen Überlegungen ziehen MILLER, GALANTER und PRIBRAM den Schluß das T.O.T.E.'s hierarchisch angeordnet sind (Bild 4.23). Diese Erkenntnis ist gerade im pädagogischen Bereich besonders ernst zu nehmen. Größere T.O.T.E.'s können erst dann erlernt werden, wenn die darunterliegenden gut internalisiert sind oder noch besser, bereits unbewußt ablaufen.

Bild 4.23

Am Beispiel des Mathematikunterrichtes ist klar ersichtlich, daß lernen von unten nach oben anzulegen ist. Die Kenntnis der Zahlen ist Voraussetzung für das Einmaleins, ist Voraussetzung für die Grundrechnungsarten, ist Voraussetzung zum Lösen von Textaufgaben usw.

Ein deduktiver Lernprozeß also von oben nach unten ist nur dann möglich, wenn bereits eine Mindestanzahl von kleineren T.O.T.E. Einheiten vorliegt. Diese müssen nicht zwangsläufig in einer geordneten Hierarchie vorliegen. Menschen sind in der Lage T.O.T.E.s aus verschiedenen Bereichen neu zusammenzustellen und zu kombinieren.

Im NLP werden T.O.T.E.'s auf der Ebene der NT und zur Darstellung von Strategien verwendet. Bei der Einstellung der richtigen Lautstärke wird die auditiv externe Klangquelle gegenüber der inneren auditiven Empfindung getestet. Ist das Radio zu laut oder zu leise, tritt der Zuhörer in den Operatebereich und dreht mit einer kinästhetisch externen Repräsentation die Lautstärke auf oder zurück. Ist die Lautstärke richtig einjustiert ist der Exitpunkt erreicht.

Anhand „der visuellen Buchstabierstrategie" (vgl DILTS, BANDLER, GRINDER 1991, S. 54) wird die Wirkungsweise eines T.O.T.E.'s im Bereich der Repräsentationsabfolgen gezeigt. Ein extern gehörtes Wort soll richtig den Rechtschreibregeln entsprechend niedergeschrieben werden (Bild 4.24).

Bild 4.24

In der Testphase wird aus dem gehörten Wort ein intern konstruiertes Bild. Dieses wird dann mit dem Bild, daß der Mensch in Erinnerung hat, verglichen. Ergibt dieser Test ein gutes Gefühl, so ist der Ausstiegspunkt mit Kongruenz erreicht.

Verlief der Test negativ, entstanden also Inkongruenzen, so wird auf die Operatephase verzweigt. Das ursprünglich extern gehörte Wort wird noch einmal auditiv intern wiederholt und daraus ein neues Bild konstruiert.

Mit dieser so gewonnen neuen Information läuft der Test noch einmal. Die Schleife wird demnach sooft durchlaufen bis Kongruenz entsteht. Gute T.O.T.E.'s verfügen über eine eindeutige Teststrategie und beinhalten im Operatebereich nur wenige Schritte.

Es ist durchaus vorteilhaft Schulungsmaßnahmen nach dem hierarchischen T.O.T.E. Modell zu entwickeln. Der Designer muß sich dabei, wie bei allen anderen Trainingsmethoden, das Operate, also das was und wie gelernt werden soll, überlegen. Zusätzlich dazu ist er gezwungen, für sich und die Lernenden geeignete Teststrategien zu entwickeln. Dies ist kein linearer Prozeß, sondern ist auf einer Metaebene ebenfalls wieder in ein T.O.T.E. eingebettet. Der Lehrer hat nach jeder Durchführung zu entscheiden, ob die richtigen Dinge oder ob die Dinge richtig gelehrt wurden.