Der Rapport als Grundlage der Kommunikation


Grundlage für einen guten Rapport ist die eigene innere Einstellung und die Fähigkeit zur Annahme seines Gegenübers. Voraussetzung dafür ist natürlich auch ein eigener, innerer, guter Zustand. Aktuelle Probleme und Zeitdruck erschweren die Herstellung des Rapports.

Eine entsprechende Technik ist die des körperlichen spiegelns. Dabei werden vom NLP - Praktiker physiologische Zustände seines Partners übernommen. Dies impliziert allerdings die Gefahr des „Nachäffens". Deshalb ist auch der Begriff des Spiegelns eher irreführend.

Es geht eher um ein angleichen des körperlichen Zustandes. Die Anpassung von Gesichtsausdruck, Atemrhytmus, Sprechtempo und Stimmlage werden nicht so leicht als spiegeln erkannt. Gerade in Situationen, in denen nicht der ganze Körper zur Kommunikation zur Verfügung steht, wie z.B. beim Telephonieren (vgl ZARRO ,PLOM 1991, S. 33 ff) muß auf die sprachlichen Gegebenheiten besonders Rücksicht genommen werden.

Neben dem einfachen spiegeln läuft noch die Technik des überkreuzspiegelns bei dem ein physiologisches Merkmal des Partners durch ein eigenes, jedoch anderes Körperteil gespiegelt wird. Die Atemfrequenz z.B. durch ein leichtes Wippen mit dem Fuß.

Alles bisher gesagte betrifft die Herstellung des Rapports auf der Verhaltensebene. In der Literatur jedoch kaum angeführt ist die Möglichkeit zur Herstellung des Rapports auf der Fähigkeiten -, Glaubens - und Identitätsebene. Solchermaßen hergestellter Rapport ist wesentlich ehrlicher, besser und effizienter. Dies kann auch im täglichen Leben beobachtet werden, wenn sich z.B. zwei Geschäftspartner treffen und über mögliche Kooperationen diskutieren, kommen sie vielleicht darauf, daß sie beide auf der Glaubens- und Werteebene gleiche Einstellungen haben.

Zwei Männer, die sich intensiv und angeregt über das letzte Spiel ihrer Fußballmannschaft unterhalten, sind sogar auf der Identitätsebene in Rapport. Sehr häufig ist dann zu beobachten, daß dieser Rapport sich von oben nach unten bis hin auf die physiologische Verhaltensebene ausbreitet.

Wie bereits beim Ebenenmodell gesagt sind Veränderungen auf höherer Ebene sehr wirkungsvoll auf tieferen Ebenen spürbar. Gleiches gilt auch zur Herstellung des Rapports.

Der Prozeß des angleichens dient auch dem Zweck, die Landkarte seines Gegenübers kennenzulernen und sich darin bewegen zu können. Der Aufbau dieser sogenannten „Psychogeographie" drückt sich wie im Metamodell bereits beschrieben durch die Verwendung der Sprache aus. Für die Erreichung eines guten Rapports ist auch das Angleichen der Sprache und vor allem der Prädikate notwendig.

Wenn ich als NLP-Praktiker erkenne, daß mein Gegenüber das „Visuelle" als sein Leitsystem benutzt, so bin ich im Sinnes des guten Rapports angehalten auch Verben wie sehen, betrachten, überschauen usw. zu verwenden. Es ist unter Umständen schwierig, wenn das eigene Leitsystem von dem des Gesprächspartners differiert. In solchen Situationen ist es sinnvoll, auf Hilfsmittel zurückzugreifen, die mich dazu anhalten in der Welt meines Gegenübers zu agieren.

Um vorzugsweise im visuellen System zu bleiben, ist es günstig, im Gespräch oder in der Argumentation viele Bilder und Zeichnungen zu verwenden und auf diese immer wieder zu verweisen. Ich bin gezwungen, bei der Benutzung der Hilfsmittel Sätze wie „Wie sie hier sehen, betrachten sie dieses Bild usw." zu verwenden und so mich unbewußt in der Welt des anderen zu bewegen.

Ein ähnliches Beispiel für Menschen mit kinästhetischem Leitsystem ist die Einbeziehung von Gegenständen in das Gespräch, die dann von beiden Partnern auch angegriffen werden können ( vgl BACHMANN, PRIESTER 1992, S. 51 ff).

Lehrer, Trainer, Präsentatoren usw., die sich in ihrer täglichen Arbeit häufig Gruppen gegenüber befinden, stehen vor der Aufgabe, dort einen Rapport herzustellen. Der Gruppenrapport ist mehr als nur das Angleichen an die einzelnen Mitglieder in der direkten Kommunikationssituation. Dies ist bereits ein notwendiger Schritt in die richtige Richtung, ist aber alleine dafür noch zuwenig.

Aus Beobachtungen von Gruppen in denen ein gutes Klima herrschte, die also über einen guten Zustand verfügten, ist bekannt, daß die Repräsentationssysteme immer in einer bestimmten Reihenfolge vorkamen. (Bild 4.2.) Demzufolge ist für ein gutes Gruppenklima eine Strategie erforderlich, bei der die einzelnen Phasen immer mit einem visuell konstruierten Element beginnen. Darauf folgen die Systeme visuell erinnert, auditiv und kinästhetisch. Nach Abschluß dieser Sequenz beginnt dieses Muster wieder von neuem.

Bild 4.2

Ein guter Gruppenrapport wird erzielt, wenn der Trainer / Lehrer dieses Muster unterstützt oder zum Laufen bringt. Voraussetzung dafür ist, daß er oder sie jene Personen identifiziert, die über die geeignete Modalität verfügen und diese dann auch zum richtigen Zeitpunkt aktivieren.

Am Beispiel einer Urlaubsdiskussion innerhalb einer Gruppe, kann dies wie folgt gezeigt werden. VK beginnt mit der Aussage „man sollte doch mit einem Schlauchboot durch die Sahara fahren" , worauf Ver antwortet: "Durch die Wüste habe ich noch niemanden mit einem Schlauchboot fahren gesehen, aber einen Wildwasserfluß könnten wir durchaus bezwingen". Daraufhin meldet sich A und sagt „Mein Nachbar hat mir dazu erzählt, daß..." Abgeschlossen wird diese Debatte von K, der festhält „Da werden wir uns fühlen, wie ein Fisch im Wasser".

In einer zweiten Phase wird dann VK nicht mehr so visionär sein, sondern sich schon eher auf die Fahrt mit dem Schlauchboot beschränken. Die Schleife von VK bis K wird dann sooft durchlaufen, bis ein Ergebnis erzielt ist. Für den Lernkontext bedeutet dies, daß bei der Einteilung von Gruppenarbeiten dafür zu sorgen ist, daß jede Gruppe auch Mitglieder hat, die die geforderten Repräsentationssysteme abdecken.