Zugangshinweise über Augenbewegungsmuster


Bandler und Grinder haben bereits in den Anfängen ihrer Arbeit festgestellt, daß es einen Zusammenhang zwischen dem Abruf von gespeicherter oder konstruierter Information und den Augenbewegungen gibt. Dies hängt damit zusammen, daß den Hemisphären verschiedene Aktivitäten, wie links Konstruktion und rechts Erinnerung von Bildern zugeordnet sind. Wie neurologische Untersuchungen zeigen, haben sowohl horizontale als auch vertikale Augenbewegungen einen Zusammenhang damit, daß unterschiedliche Teile des Gehirns aktiviert werden (CONNOR, SEYMOR 1992, S. 70). NLP bezeichnet dies als Augenbewegungsmuster oder als Zugangshinweise der Augen. Zugangshinweise deshalb, weil diese Informationen dem NLP - Praktiker die Möglichkeit geben, zu erkennen, welcher Teil des Gehirns beim Partner gerade aktiv ist. Dadurch wiederum ist es leichter möglich, Rapport aufzunehmen und über ein Pacing in ein entsprechendes Leading zu kommen. Man könnte beispielsweise einen Menschen fragen, wie seine Lehrerin in der zweiten Klasse Volksschule ausgesehen hat. Ein so initiierter Denkprozeß ist mit dem Suchen in einem Bilderarchiv zu vergleichen. Die Augen repräsentieren diesen Vorgang. Aus der Sicht des NLP - Praktikers bewegen sich die Augen nach z.B. rechts oben. Tatsächlich aus der Sicht des Betroffenen nach links oben. Da aber die Sehnerven im Gehirn gekreuzt sind, wird sehr wohl das Bild aus der rechten Hemisphäre, also eine Erinnerung, abgerufen. Würde man die Frage etwas anders formulieren, nämlich wie hätte die Lehrerin in der zweiten Klasse Volksschule ausgesehen, wenn sie Hasenohren gehabt hätte. Die Augen bewegen sich, vorausgesetzt er / sie ist Rechtshänder, dann nach links oben. Es wird in der linken Gehirnhälfte ein Bild konstruiert. Für den NLP - Anfänger erscheint es meist schwierig, die im Bild 2.10 dargestellten Augenbewegungsmuster gleichzeitig mit der Aufmerksamkeit an den Inhalt zu koppeln.

Bild 2.10
Die im letztgenannten Bild dargestellten Augenmuster sind zwar die, die von NLP stark propagiert werden, sind jedoch nicht die einzigen. Es gibt zusätzlich noch den starren Blick, der auf einen visuellen Zugriff hinweist und das Augenblinzeln. Letzteres erfüllt einerseits Schutz und Reinigungsfunktionen (ein bis zwei Mal pro Minute) und andererseits blinzeln wir weniger oft, wenn wir aufmerksam sind und wir blinzeln öfter, wenn wir aufgeregt, gestreßt oder ängstlich sind (DIEHL, MILLER 1990, S. 478). Die Augenbewegungsmuster sind nicht nur eine Tatsache, die sich der NLP - Praktiker zunutze macht, um Zugangshinweise zu erlangen sondern können auch an der eigenen Person sinnvoll eingesetzt werden. Wie schon erwähnt, sind Augenbewegungsmuster auch Teil eines Repräsentationssystems und wie Gregory Bateson es bezeichnet, ist jeder Input direkt mit einem Output verbunden. Man kann also bewußt seine Augen in eine bestimmte Richtung bringen, um eine gestellte Anforderung geistiger Natur leichter und besser zu erfüllen. Bin ich aufgefordert, mich an etwas zu erinnern, so wird dies mit Sicherheit leichter gehen, wenn ich meine Augen nach links oben bewege. Umgekehrt sollte ich kreativ sein, neue Ideen bringen, Visionen haben, ist dies um so leichter möglich, je öfter ich die Augen nach rechts oben bewege. Es ist also eine Art Selbstmanagement, daß ich durch bewußte Steuerung der Augen erreichen kann. Menschen in schlechter Stimmung oder mit seelischem Tief sitzen häufig so da, daß die Augen zwangsläufig nach unten gerichtet sind. Die Wahrscheinlichkeit, daß sie dadurch im kinästhetischen und vor allem im auditiv inneren Dialog (negativen Bereich) bleiben, ist sehr wahrscheinlich. Erste Maßnahme eines Therapeuten ist es also, seinen Klienten in einen Zustand zu bringen, in dem er wieder Visionen über seine Zukunft haben kann, also die Augen nach oben richtet. Für Menschen, die noch nicht genau jede einzelne Stellung der Augenbewegung interpretieren können, genügt es zu wissen, daß dahinter ein interner Denkprozeß läuft. Dies ist bereits ein wesentlicher Fortschritt in der Kommunikation. Für externe Inputs ist er dann nicht zugänglich oder er wird aus seinem Prozeß herausgerissen. Treffen etwa zwei Menschen, von denen einer visuell denkt und der andere in Gefühlen denkt, aufeinander, so kann dies eine frustrierende Erfahrung sein. Während der Visuelle bereits ungeduldig auf und ab läuft, kann der kinästhetisch Denkende nicht sehen, warum der Andere es so eilig hat (vgl. CONNOR, SEYMOR 1992, S. 77). Das bisher Gesagte soll nicht den Anschein erwecken, daß durch NLP eine neue Typisierung von Charakteren, wie sie in der Physiologie durchaus üblich sind, eingeführt wird. Das Erkennen eines benutzten Repräsentationssystemes ist ein Teil. Ein anderer ist deren Verwendung, die in den meisten Fällen kontextbezogen ist. Neben dem Zugangshinweis Augenbewegungsmuster gibt es noch viele andere derartige Hinweise, wie Atemmuster, Hautfarbe, Körperhaltung usw. Zur Diagnose eines von einem Klienten tatsächlich benutzten Rep - Systemes oder sogar zur Identifizierung des Leitsystems bedarf es einer intensiven Informationssammlung.