Ausgehend von der aufgezeigten Problematik (vgl Kapitel 1) und der Skizzierung der etablierten Standardtechniken (vgl Kapitel 4) gilt es, in der Folge nach Lösungen zu suchen
Die EDV-Ausbildung beginnt heute standardmäßig in der Unterstufe, bzw. in der Hauptschule. Vereinzelt setzen auch Volksschullehrer Personalcomputer im Unterricht ein. Abhängig vom beruflichen Werdegang sind Menschen mehr oder weniger mit der Informationstechnologie konfrontiert.
Alle jene, die ein berufliches Naheverhältnis zur Datenverarbeitung haben, sind von Anfang an mit ständigem lernen konfrontiert. Die Gefahr eines burnout ist durchaus gegeben. Die rasante technische Weiterentwicklung erfordert ein Höchstmaß an Flexibilität und Anpassungsvermögen. Gerade hier sollte NLP einen Weg aufzeigen, der trotz dieser Belastung ein humanes Leben garantiert.
Neben dieser eher elitären Gruppe betrifft die EDV Aus- und Weiterbildung alle Anwender der Informatik. Kaum jemand hat in seinem beruflichen Umfeld nicht in irgendeiner Weise mit Datenverarbeitung zu tun. Jüngere Mitarbeiter, die bereits in ihrer schulischen Ausbildung daraufhin vorbereitet wurden, nehmen diese Technologie gerne an und setzen sie lösungsorientiert ein.
Viele Arbeitskräfte, die über Jahre und Jahrzehnte ihre Arbeit unter zuhilfenahme konventioneller Techniken durchgeführt haben, wurden durch das massive Hereinbrechen der Personalcomputer heftig erschüttert. Viele Entlassungen und innere Kündigungen waren die Folge. Gerade Menschen, die schon viele Jahre im Beruf stehen, also in ihrer ursprünglichen Ausbildung, nicht mit dem technologischen Wandel konfrontiert wurden, haben damit Probleme.
Die betriebliche EDV-Schulung muß sich daher dieser Personengruppe besonders annehmen. Weiters gehört dazu, daß der Wissensstand die Fähigkeiten und Kenntnisse der Anwender dem jeweiligen Stand der Technik nachgezogen werden. Entwickler, Programmierer und Systemtechniker sorgen in der Regel selbst für ihre notwendige Aus - und Weiterbildung.
Es stehen verschiedene Lehr- und Lernkontexte zur Verfügung. Typisch für den Klassenunterricht ist die direkte Interaktion zwischen Lernendem und Trainer. In einem klassenähnlichen Seminarraum sind eine entsprechende Anzahl von Lern - PC`s installiert. Günstigerweise steht jedem Teilnehmer ein Gerät zur Verfügung.
Viele Lernende sehen den Vorteil dieser Methode darin, daß sie bei Auftreten von Problemen direkt den Trainer fragen können. Dies ist eine Problemlösemethode, die dem Menschen ureigen ist. Die Teilnehmer wissen sich in Sicherheit und können in einem geschütztem Rahmen, also abseits ihres Arbeitsplatzes die notwendigen Fähigkeiten erlernen. Daran schließt sich auch gleich der Nachteil an, daß die Teilnehmer bei Auftreten von Problemen erlernen, den Trainer und in der weiteren Folge einen Kollegen zu fragen. Trainern in Klassenunterrichtsituationen ist daher zu raten, nicht dem "Frageonkel Syndrom" zu verfallen. Sie müssen die Teilnehmer anhalten, vorerst einfacher in der Folge immer komplexere Probleme selber entweder durch Probieren oder mittels Hilfesystemen zu lösen.
Der Klassenunterricht eignet sich speziell für Mitarbeiter, die bereits längere Zeit im Berufsleben stehen und noch keine Erfahrung mit EDV haben. An den Trainer werden dabei eher soziale und kommunikative Anforderungen gestellt als fachliche. Der erste Kontakt mit EDV ist entscheidend für die weitere Einstellung dazu.
Teilnehmer mit unterschiedlichen Vorkenntnissen bringen so manchen Trainer in Schwierigkeiten. Vielfach sitzen zwar mehrere Lernende in einem Kurs, tatsächlich aber ist der Trainer gefordert mit jedem auf seiner Ebene zu arbeiten. Es kann durchaus vorkommen, daß schwächere Teilnehmer überfordert und umgekehrt die Besseren unterfordert sind.
Mediendidaktisch stehen beim Klassenunterricht LC - Display, Videovernetzung und jede Art der konventionellen Präsentationshilfen zur Verfügung.
Der computerunterstützte Unterricht (CUU) hat im Prinzip den gleichen Kontext wie das Lernen im Klassenzimmer. Der markante Unterschied liegt darin, daß der Trainer computerbasierende Lernprogramme mit verwendet.
Inhalte und komplexe Vorgänge sind über computergestützte Präsentation und Simulation leichter verständlich zu machen. Auch Teile aus Lernprogrammen stellen eine wertvolle Ergänzung des Unterrichtes dar.
Wesentliches Charakteristikum des computerunterstützten Unterrichts ist das geplante Zusammenwirken von Trainer und Lernprogramm. Für viele Menschen ist dies ein erster Kontakt mit dem Computer als Lehrer. Je besser die dabei gemachten Erfahrungen, um so wahrscheinlich ist deren künftige Verwendung im Selbststudium.
Nachteilig ist nach wie vor der gemeinsame Zeitrahmen der Schüler und Lehrer verbindet. Ähnlich wie beim reinen Klassenunterricht ist ein hoher Organisationsgrad notwendig. Gelernt wird weil äußere Umstände dies so vorgeben, und nicht weil der einzelne gerade in Lernbereitschaft ist. Wie die Entwicklung gezeigt hat, führt die konsequente Weiterentwicklung des computerunterstützten Unterricht hin zum autonomen Lernen am PC.
Das Computer Based Training (CBT) sieht im Lernkontext den Lernenden und das computerbasierende Lernprogramm vor. Unter diesen Umständen entscheidet jeder für sich selbst wann, was und wieviel gelernt wird. Entsprechend des eigenen Lerntypus wird eine geeignete Tageszeit ausgewählt oder Spitzen in der Tagesarbeit ausgeblendet. Ebenso entscheidet jeder für sich selbst wieviel er / sie in einem Stück lernen will. Häufig muten sich die Menschen zu große Portionen zu.
Nach dem derzeitigen Stand der Technik schließen moderne Lernprogramme die multimedialen Fähigkeiten von Personalcomputern ein. Informationen werden so auf mehreren Kanälen angeboten, aber auf Grund der (noch) teuren Produktionskosten sehr komprimiert zusammengestellt. Je nach Lernerfahrung und Typus erscheint es nicht sinnvoll, länger als vierzig Minuten mit einem CBT zu arbeiten. Gute Produkte zeichnen sich mit häufigen Aufforderung zur Interaktion aus.
Es darf jedoch nicht vergessen werden, daß derartige Lernprogramme eben programmiert sind und nicht wie ein Trainer flexibel auf die Problematik seiner Teilnehmer eingehen kann. Ebenso ist es schwierig, das Vorwissen des Lernenden zu berücksichtigen. Vielfach besteht die Möglichkeit, verschiedene Schwierigkeitsgrade und Tiefen einzustellen.
Stark für den Einsatz von CBT spricht die Integration von realen Bildern und Filmen sowie die Simulation schwer verständlicher oder zugänglicher Prozesse. Trotzdem ist es nach wie vor günstig, wenn im Lernprozeß eine dritte Komponente ein Tutor oder ein Begleiter vorgesehen ist. Erst die Kommunikation stellt die richtige Einordnung und das korrekte Verständnis sicher.
Eine Kombination aus CBT mit Trainerbegleitung führt zum Fernunterricht. Die Lernenden erhalten über CD-ROM oder über Netzwerk den Lernstoff angeboten. Jeder hat die Möglichkeit seinen Neigungen, Fähigkeiten und Erfordernissen entsprechend die Lerninhalte zu bearbeiten. Ein institutionell eingerichteter Tutor oder Trainer begleitet ihn dabei. Selbstverständlich steht dieser auch zur Beantwortung aufkommender Fragen zur Verfügung. Viel wichtiger aber erscheint die Beobachtung des Lernprozesses.
Häufig gehen Menschen mit großem Enthusiasmus ans CBT - lernen heran Wenn die ersten Schwierigkeiten auftauchen oder der Mensch erkennt, daß er trotzdem selber lernen muß, lassen sie wieder die Finger davon. Der Transfer in die Praxis erfolgt dann nicht oder nur ungenügend.
In Summe ist der Tutor neben der Beantwortung von Fragen vielmehr für den zeitlichen Rahmen und für den Praxistransfer verantwortlich. Im Modell des Fernunterrichtes kann ein Trainer mehr Teilnehmer betreuen, als bei einer Präsentsveranstaltung. Einerseits wird der reine Wissenserwerb durch das CBT abgedeckt und andererseits braucht er sich nicht um die unterschiedlichen Vorkenntnisse kümmern. Jeder Teilnehmer beginnt auf der für ihn geeigneten Ebene.
Die Kommunikation zwischen Trainern und Lernenden erfolgt auf elektronischem Wege, entweder über Telephon oder über elektronicmailing. Unabhängig davon erscheint es günstig , wenn sich Tutor und Lernende persönlich kennen.
Die Praxis hat gezeigt, daß Computer - Based - Training mit Tutorenunterstützung und gleichzeitiger Einführungsveranstaltung von den Mitarbeitern besser angenommen werden. Letztgenannte Vorgehensweise wird bei der OKA zur Ausbildung von 360 Außendienstmitarbeitern, die dezentral organisiert sind, angewendet. Die Einsparung von Reisekosten und Verlagerung der Lernzeit in lastschwache Perioden allein rechtfertigt dieses Modell nicht. Vielmehr muß dadurch das Lernziel genausogut oder noch besser wie beim Klassenunterrichtsmodell erreicht werden.
Alle eben diskutierten Methoden haben Vor- und Nachteile. Sie eignen sich deshalb mehr oder weniger gut zur Lösung des eingangs aufgespannten Problemrahmens. Um die geeigneten NLP - Techniken im jeweiligen Kontext zu entwickeln ist eine Kategorisierung der Probleme erforderlich. In Analogie zum Kapitel 1 hier noch einmal die Problemstellungen und die abgeleiteten Kategorien (Bild 5.1)
a) Lernzeit wird weniger
b) Anzahl der Anwendungen wächst ständig
c) Qualitätssicherung beim Lernprozeß wird notwendig
d) Verständnis für Multitasking fehlt
e) Kenntnis über Ressourcenstruktur ist nicht vorhanden
f) Zugang zu EDV-Ressourcen schaffen
g) Schwieriger Zugriff auf Netzwerksdienste
h) Ablehnung von CBT und integrierten Lernsysteme
i) Integriertes Hilfesystem wird wenig genutzt
j) Anwendungsprogramme zu umfangreich und komplex
k) Anwendungsprogramme erfordern zusätzliche Fähigkeiten
l) Lernprozeß muß auf den Arbeitsplatz verlagert werden
m) Duale Ausbildung des Benutzerservice
n) Duale Ausbildung des Trainerstabes
Anwendungen und Adaptionen der NLP - Techniken auf die verschiedenen Problemkategorien wurden im Rahmen der EDV Aus- und Weiterbildung bei der OKA entwickelt und durchgeführt. Ausgebildete NLP-Praktiker sind ohnehin in der Lage auftretenden Problemen flexibel und mit der geeigneten Technik entgegenzutreten. Viele nebenberufliche Trainer und Tutoren haben keine Ausbildung in NLP. Für diese sind im folgenden Methoden und Techniken zusammengestellt, die ähnlich wie Kochrezepte anzuwenden sind. Nachwürzen und eigene Zutaten sind erlaubt.
Reduzierte Lernzeiten durch Einsatz von MetaphernWettbewerbsituationen führen meist zu einer Reduktion des Personals. Weniger Mitarbeiter müssen den gleichen und meist einen wachsenden Arbeitsanfall bewältigen. Daraus resultiert, daß für Schulung und Weiterbildung eben auch weniger Zeit zur Verfügung steht. Umgekehrt steigt die Anzahl der EDV-Anwendungen ständig. Die Aus- und Weiterbildungsverantwortlichen brauchen demnach Methoden bei denen in der gleichen Zeit mehr bzw. derselbe Stoff in kürzerer Zeit erlernt werden kann.
Wesentliche Komponenten jeder Schulungsmaßnahme sind die Übungen. Alleine die inhaltliche Präsentation und deren theoretisches Rückgrad helfen dem Lernenden wenig. Erst wenn er selber mit den Programmen gearbeitet und deren Wirkungsweise verspürt hat ist ein Transfer in den Alltag wahrscheinlich. Zeitliche Einsparungen am Übungsteil sind nicht der richtige Ansatz. Es muß gelingen, das kognitive Wissen um die Lerninhalte schneller zu vermitteln.
In der Folge wird die Inhaltsebene der Umweltebene - im Modell der logischen Ebenen - der Persönlichkeit zugeordnet. Verhalten und Fähigkeiten werden durch Übungen trainiert. Die inhaltliche Ebene kann durchaus metaphorisch präsentiert sein.
Wie es Metaphern so an sich haben, wird dadurch der Inhalt auf eine Ebene projiziert, die jedem direkt zugänglich ist. Außerdem haben Metaphern eine Langzeitwirkung, sodaß Lernprozesse auch über die eigentliche Seminarzeit hinaus wirken. Auch beim Computer - Based - Training, bei dem aus Kostengründen Inhalte ebenfalls sehr komprimiert darzustellen sind, ist diese Technik geeignet.
Als erster Schritt bei der Konstruktion gilt es, die essentiellen Objekte, deren Attribute und Beziehungen untereinander zu klären. Im zweiten Schritt ist die metaphorische Ebene zu entwickeln. Wie bereits in der Darstellung der Technik gezeigt, müssen die dortigen Objekte die gleichen Attribute und Beziehungen untereinander haben.
Welche Geschichte, Leitstory, Adventure, usw. eignet sich nun dafür? Zwei paradoxe Anforderungen werden gestellt. Einerseits muß sie aus der Welt des Lernenden sein und andererseits muß sie sich vom Alltagsleben so differenzieren, daß eine Merkwürdigkeit entsteht (Bild 5.2) .
Zusätzlich dazu muß sie Interesse und Neugierde wecken, Identifikationsmöglichkeit bieten und genügend Objekte und Anknüpfungspunkte zur realen Ebene garantieren. So ein roter Faden oder eben eine Leitstory kann entweder selber konstruiert, auf historischen oder futuristischen Ereignissen aufgebaut oder eben von vorhandenen Metaphern, Märchen, Anekdoten, Sagen, usw. entlehnt sein.
Für einen EXCEL - Grundlagenkurs (Tabellenkalkulation) wurde im Rahmen der EDV-Ausbildung bei der OKA folgende Leitstory entwickelt:
Ein Mann, namens Willi lebt in einer ganz normalen Welt. Beruflich ist er als Baumeister tätig. Alles was ihm seine Arbeit einfacher macht, nimmt er gerne auf. So ist er für neue Werkzeuge und innovative Ideen jederzeit aufgeschlossen. Wichtig ist nur, daß diese ihm die Arbeit vereinfachen. Das private Leben zeichnet sich paradoxerweise durch Komplexität aus. Willi reist gern und möchte so viel als möglich von der Welt kennenlernen, egal wie schwierig gefährlich und umständlich es ist, dorthin zu kommen. Es interessiert ihn, wie andere Menschen ihre Arbeit machen, welche Werkzeuge sie benutzen, wie sie verschiedene Bauformen und Baustile entwickelt haben.
Vor diesem Hintergrund der Einfachheit und der gleichzeitigen Komplexität legt sich Willi eines Tages schlafen und wie man halt so nach erfüllter Tagesarbeit gut und tief schläft, beginnt er auch zu träumen. Er findet sich während einer Weltreise auf einem Schiff wieder. Es dauert nicht lange, als das Unglück passiert. Das Schiff sinkt und der einzige Überlebende ist er. Willi wird auf eine unbekannte Insel gespült und als er wieder das Bewußtsein erlangt, sitzt er als Gefangener in einer Zelle.
Man kann sich gut vorstellen, welchen Schock er dabei erlitten haben muß. Doch ob seiner Flexibilität beginnt er, sich nach kurzer Zeit in seiner Zelle umzusehen. Das einzig auffallende ist ein längliches einem Zauberstab ähnliches Instrument, das neben seinem Bett liegt. Intuitiv nimmt er ihn und spielt damit herum. Bereits nach kurzer Zeit kann er den Zeiger für sich einsetzen. Um Veränderungen in der Zelle durchzuführen genügte es anscheinend, irgendwelche Einrichtungsgegenstände zu berühren und sich daraufhin zu wünschen, wie sie sich verändern sollten. So dauert es nicht lange bis die kahle Zelle farbig, das Bett an den rechten Rand geschoben war ,usw.
Seine Erfahrung, daß man mit Werkzeugen einfach arbeiten kann, wurde ein weiteres Mal bestätigt. Daraufhin regte sich auch sein Forschergeist wieder. Im normalen Denken ist es ziemlich sinnlos, eine Zellentür von innen öffnen zu wollen. Trotzdem versuchte er es und siehe da, die Tür ließ sich mühelos aufmachen und er schritt hinaus. Was er sah war ein Gang in dem eine Zelle neben der anderen angeordnet waren. Auch unter ihm und über ihm waren noch Gänge, ebenfalls mit Zellen. Wenn nun schon einmal die Neugierde geweckt war und er noch immer den Zauberstab in der Hand hielt ging er von Zelle zu Zelle, öffnete mit dem Stab die Tür und veränderte deren Einrichtung nach Belieben, unabhängig davon, wer die Zelleninsassen waren.
Durch sein Experimentieren gelang es ihm auch nach kurzer Zeit Zelleninsassen von einer Zelle zur anderen zu verschieben, diese auszutauschen, freizulassen oder auch neue Insassen hineinzustecken und seine Lebensphilosophie der Einfachheit und der Neugierde waren noch einmal bestätigt.
Er war nun nicht mehr ein Gefangener, sondern fühlte sich bereits als Herr und als solcher mußte es ihm auch möglich sein das Gebäude, in dem er sich befand, zu verlassen. Auch das machte keine Schwierigkeiten und als er hinausging und sich umsah, entdeckte er,daß da nicht nur ein Gebäude mit Zellen stand, sondern daß ähnlich wie in einem Dorf mehrere Einheiten so nebeneinander dastanden. Er konnte wenn er wollte in das eine Haus hineingehen, Veränderungen machen , Insassen und Zelleneinrichtungen zwischen den einzelnen Häusern hin und her bewegen, gerade so, wie es ihm Spaß machte.
Unter dem Motto "Neugierig und einfach" wurde er langsam der Herr über diese Dorfgemeinschaft. Der Forscherdrang trieb ihn weiter. Ein nahegelegener Hügel gab ihm mehr Überblick über die Insel. Diese bestand nicht wie ursprünglich angenommen aus einem Dorf, sondern aus einer ganzen Reihe davon. Soweit sein Auge reichte und soviel er eben wollte, konnte er diese sehen, erschaffen und auslöschen, ganz so wie es ihm beliebte.
So wurde Willi der absolute Herrscher in seinem Reich. Zwischenzeitlich haben sich so viele Zellenhäuser und Dörfer angesammelt, daß er den Überblick verlor. In seiner Neugierde ging er zum Strand und begann die Struktur von Palmen zu erforschen. Es dauerte nicht lange, bis er einen Zusammenhang zwischen hohen Palmen und großen Häusern und umgekehrt feststellen konnte.
Als Herrscher dieser Insel war es hin und wieder notwendig blitzartig Entscheidungen zu fällen. In diesen Situationen ging er zum Strand und betrachtete die Palmen. Umgekehrt immer dann wenn er Zeit hatte, ging er in die Dörfer, in die Häuser, besuchte die Zelleninsassen und stattete sie mit allem notwendigen Komfort aus.
Und wenn er nicht gestorben ist, so erforscht er noch immer seine Insel und freut sich über die Einfachheit der Werkzeuge.
Diese Leitstory hat eine Menge Anknüpfungspunkte zur realen Welt, also hin zum EXCEL. So entspricht z.B. die Gefängniszelle einer EXCEL - Zelle, die er mit dem Zauberstab, also mit der Maus bearbeiten kann. Der Anwender muß wissen, daß der Zelleninhalt und die Zellenattribute, also die Insassen und die Einrichtung, zwei verschiedene Dinge sind (Bild 5.3).
Der Aufbau einer EXCEL - Tabelle ähnelt einem
mehrgeschoßigen Gebäude, daß auf jeder Etage den Zeilen in gleicher Weise den
Spaltenzellen angeordnet hat. Verläßt man das Haus, so sieht man seine eigene Tabelle
und erkennt auf Grund der dörflichen Struktur, daß mehrere Tabellen zu einer Mappe
zusammengehören. Auf einem Hügel stehend, also durch Verwendung des Dateimanager ist es
möglich, mehrere Dörfer, also verschiedene Mappen zu besitzen.
Ein EXCEL - Anwender ist mit dem Herrscher einer Insel zu vergleichen. Er ist gut beraten, wenn er von der Einfachheit des Werkzeuges überzeugt ist und sich gleichzeitig die Neugierde beibehält, über EXCEL noch mehr zu erfahren. Selbständiges und autonomes Lernen wird notwendig sein.
Die Metapher wird vom Vortragenden unter Beihilfe von Visualisierungen erzählt. Die bildliche Darstellung erfolgt nach dem Muster des computerunterstützen Unterrichtes. Eine Toolbookapplikation enthält alle Zeichnungen und Animationen (Bild 5.4).
Um die Wirksamkeit der Metapher zu garantieren, muß eine strenge Reihenfolge eingehalten werden. Immer müssen zuerst die Szenen und die Anknüpfungspunkte der metaphorischen Ebene erzählt und geklärt sein. Erst danach sind die realen Objekte und deren Beziehung zueinander auf das zuvor entworfene Bild zu projizieren.
Mittels computergestützter Präsentation ist dies sehr leicht möglich. Mit Hyperlink und Overlaytechnik läßt sich als erster z. B. der Gang mit den Gefängniszellen zeigen. Auf dieses Bild projiziert man nun Schritt für Schritt eine EXCEL - Zellen, so daß zuerst eine Zeile und dann durch hinzufügen der Spalten eine gesamte Tabelle entsteht. Der letzte Schritt ist dann Beschriftung der Zeilen / der Spalten.
Das Erzählen und Präsentieren der Inhalte auf metaphorische Weise nimmt in einem Zweitagesseminar einen verschwindend kleinen Anteil ein. Der Großteil steht dann für Übungen zur Verfügung.
Auf der Glaubensebene soll diese Metapher den Lernenden von der Einfachheit des Werkzeuges überzeugen und andererseits durch die Neugierde das autonome Weiterlernen auch nach dem Seminar garantieren. Die Entwicklung des Baumeisters Willi zum Herrscher ist auf der Identitätsebene anzusiedeln. Nicht der Anwender wird vom EXCEL erdrückt und erschlagen sondern er kann von sich sagen "Ich bin Excelanwender".
Die Erfahrung bei der Konstruktion von Metaphern hat gezeigt, daß unabhängig welche metaphorische Ebene verwendet wird, es immer wieder an Anknüpfungspunkten mangelt. Daraus zu schließen die Leitstory sei falsch gewählt, ist deshalb schon nicht richtig, da erfahrungsgemäß solche Stuck - States in jeder Entwicklung anzutreffen sind. Mit einem Schuß Humor, entsprechender Kreativität und Einbeziehung anderer Mitarbeiter und Kollegen, läßt sich immer wieder eine Lösung finden. In Summe ist es vorteilhafter, an der einmal begonnenen Metapher weiterzuarbeiten.
Bei der OKA wurden zwischenzeitlich für verschiedene Anwendungsprogramme solche Metaphern entworfen. So spielt z.B. der WinWord Kurs in der Schreibstube eines mittelalterlichen Klosters.
Der MS - ACCESS Kurs ist ein Krimi mit dem Inspektor KEY bei dem, während einer Dinnerparty in einem altenglischen Herrenhaus der Hausherr tot umfällt. Er ist anscheinend vergiftet worden. Glücklicherweise ist besagter Inspektor zur Stelle und beginnt sofort mit der Aufklärung des Mordfalls. Gegen Ende des Kurses ergibt eine datenbanktechnische Abfrage, daß fünf potentielle Täter in Frage kommen. Dies ist gleichzeitig die Motivation den Aufbaukurs zu besuchen.
Alleine aus urheberrechtlichen Gründen ist es sinnvoll, eigene Metaphern zu entwickeln, wenngleich sich vorhandenes Material oft gut dafür eignet.
Ein Q+E Kurs vor dem Hintergrund der "Asterixcartoons" hat genügend Anknüpfungspunkte, ist jedem Mitarbeiter bekannt und bietet einen starken Gegensatz zum alltäglichen Leben. Gerade die SQL Technik ist gut mit dem Zaubertrank des Miraculix zu vergleichen.
Viele im Handel erhältlichen Computerlernprogramme benutzen eine Rahmengeschichte. Der wesentliche Unterschied zur oben beschriebenen, metaphorischen Darstellung ist der, daß sich eine Metapher wellenförmig durch den Kurs bewegt, wobei jeder Wellenberg zu einer Anknüpfung der Inhaltsebene führt. (Bild 5.5)
Der Anknüpfungspunkt verbindet ein gut bekanntes Objekt der metaphorischen Ebene mit dem in der Realität bislang noch unbekannten (zu erlernenden) Inhalt. Je ähnlicher sich die beiden Objekte sind, um so besser wird der Lerninhalt aufgenommen (Bild 5.6).
Gerade bei CBT, wo ja kein Trainer zur unmittelbaren Verstädniskontrolle zur Verfügung steht, sind metaphorische Vergleiche äußerst wirksam. Voraussetzung ist der eindeutige und klare strukturelle Zusammenhang der Objekte.
Manche Seminarteilnehmer lehnen eine derartige Lernmethode von Haus aus ab. Aussagen wie "Wir sind ja hier zum Lernen und nicht zum Märchenerzählen" können immer wieder gehört werden. Umgekehrt erzählen Seminarteilnehmer: "Ich habe vor zwei Jahren einen Q+E Kurs gemacht und kann mich noch detailliert an die einzelnen Punkte erinnern". Auch bei Seminaren, bei denen das " Metaphern" gelernt und trainiert wurde, konnte gleiches beobachtet werden. Nicht nur die eigenen Metaphern waren nach Jahren noch abrufbar, sondern auch Produktionen aller anderen Seminarteilnehmer.
Unabhängig vom Medium erscheint diese Technik sehr wirkungsvoll. Im Zusammenspiel mit Multimedia lassen sich mit Überblendung, Verzweigung und Animation noch zusätzliche wirkungsvolle Effekte erzielen.
Der Einsatz dieser Lernmethode erfordert auch einiges an Standfestigkeit der für diese Methode verantwortlich zeichnenden Führungskräfte. Wie bereits erwähnt, findet diese Art und Weise des Lernens nicht ausschließlich Zustimmung. Wenn jedoch einmal ein erster Schritt in diese Richtung getan wurde und die Lernenden damit konfrontiert wurden, dauert es nicht lange und es handelt sich um ein "State of the Art".
Gleiche Fähigkeiten für verschieden AnwendungenWie in der Problembeschreibung skizziert ist der Anwender gefordert, immer mehr seiner Tätigkeiten mit EDV-Unterstützung durchzuführen. Für alle nur erdenklichen Arbeitsabläufe wurden und werden spezielle Programme entwickelt. Lernen auf der inhaltlichen Ebene, wie oben dargestellt kann gut durch Metaphern erfolgen. Das kognitive Wissen über ein Programm ist für die tägliche Arbeit absolut unzureichend.
Die Bedienung des Programmes, also welche Knöpfe wie zu betätigen, wo sie zu finden und wie sie anzuordnen sind, kann der Verhaltensebene zugeschrieben werden. NLP ordnet dort alles das ein, was physiologisch beobachtbar ist. Menschen vor dem Computer, das Wechselspiel zwischen Maus und Tastatur, in den Bildschirm von oben herab oder von unten hinauf zu schauen usw. ist Verhalten.
Anfänger, die bislang noch nicht mit PC`s gearbeitet haben, müssen Dinge wie Mousebewegung, linke oder rechte Maustaste betätigen oder noch schwieriger - vielleicht einen Doppelklick machen, ohne die Maus dabei zu bewegen,- erst lernen. Die Übung erscheint dazu nach wie vor das geeignete Instrument. Je öfter ein Mensch die gleiche Tätigkeit ausführt und je sicherer er dabei wird um so mehr entwickelt sich daraus ein Können. Dieses ist dann der Fähigkeitenebene zuzuordnen.
Fähigkeiten drücken sich sprachlich durch "kann, können, in der Lage sein, usw." aus. Je nach Anzahl und Komplexität der Verhaltensschritte die zu einer Fähigkeit gehören, kann es mehr oder weniger lange dauern, bis sich diese ausbildet. Sind Lernende sich selbst überlassen, so wird auf der Verhaltensebene so lange probiert (Lernen 1) bis sich ein Können etabliert. Ob diese Fähigkeit nun genau die ist, die zur Lösung des Problems am besten geeignet ist, ist nicht sichergestellt. Durch Modelling verschiedener und erfahrener Anwender erhält man Fähigkeitsstrukturen, die wahrscheinlich effizient sind und die es gilt in Seminaren weiterzugeben.
Nach der inhaltlichen Präsentation ist der Teilnehmer unmittelbar mit einer Aufgabe zu konfrontieren. Der Trainer oder das CBT gibt dafür ganz genaue und exakte Anweisungen.
In einem WinWordkurs lautet die Anweisung etwa "Stellen sie den dritten Absatz auf zentriert negativen Erstzeileneinzug Schriftgröße 12 Punkte, kursiv und in roter Farbe ein". Um diese Aufgabe zu lösen, müssen Kursteilnehmer über Versuch und Irrtum verschiedene Funktionen ausprobieren und solange bearbeiten, bis das geforderte Ergebnis vorliegt. Danach und am besten in Gruppenarbeit kann darüber reflektiert werden, was denn nun die einzelnen Schritte waren, die zur Lösung dieses Problems führten. Gemeinsam mit dem Trainer oder mittels CBT ist dann eine Struktur zu erarbeiten, die einer schrittweisen Anleitung (Kochrezept) zur Lösung des aktuellen Problems geeignet ist. Erst wenn diese Struktur mit der modellierten übereinstimmt ist es sinnvoll diese in Übungen zu festigen.
Die nachfolgenden Übungen müssen so aufgebaut sein, daß bei Einhaltung des Kochrezeptes gute Lösungen zu erreichen sind. Trainiert wird in mehreren Übungen, wobei sich der Schwierigkeitsgrad von Übung zu Übung steigert. Erst wenn der Trainer erkennen kann, daß die einzelnen Schritte unbewußt gemacht werden, hat sich eine neue Fähigkeit etabliert (Bild 5.7).
Für das obige Beispiel der Formatierung eines Absatzes im WinWord wurde mit erfahrenen Wordanwendern folgende Struktur ermittelt. Grundsätzlich und als erster Schritt muß der Anwender das Objekt Absatz als solches erkennen. Absätze in der Textverarbeitung können über mehrere Zeilen, sogar über Seiten, aber auch nur aus einer Absatzschaltung bestehen.
Als zweiter Schritt ist dann das eben identifizierte Objekt zu markieren. Eine Besonderheit beim Markieren von Absätzen ist, daß es genügt, den Cursor zwischen Absatzanfang und Absatzende hineinzustellen. Es ist nicht notwendig, mit der gedrückten Maustaste den gesamten Absatz zu überstreichen.
Im letzten Schritt gilt es dann, die gewünschten Attribute zu suchen und auszuwählen. Eine so gewonnene Struktur eignet sich auch zum Bearbeiten einzelner Zeichenabschnitte, Seiten und Zeichnungen.
Die Fähigkeit, WinWordobjekte zu bearbeiten umfaßt demnach die Schritte erkennen, markieren und einstellen. Die Untersuchung anderer Windowsapplikationen ergibt, daß dort die Attributzuweisung für Objekte nach genau dem gleichen Muster abläuft. Wird einmal in einem Seminar diese geforderte Fähigkeit genau und gut herausgearbeitet, so haben die Teilnehmer, wenn sie zu Kursen für andere Werkzeuge kommen bereits gut internalisiert. So erfolgt z.B. das Einstellen der Dateiattribute beim Dateimanager ebenso nach diesem Muster.
Je mehr von Anfang an auf der Fähigkeitenebene gelernt wird, um so eher kann man sich bei künftigen und neuen Applikationen lernen auf der Verhaltensebene ersparen. Sehr häufig sind Fähigkeiten, die für eine Anwendung erlernt wurden in einer anderen Applikation ebenso notwendig. Die Problematik, daß immer mehr Anwendungsprogramme zu beherrschen sind, läßt sich über den Umweg der Projektion vom Verhalten auf die Fähigkeitsebene sehr gut in den Griff bekommen.
Die Schwierigkeit, die entsprechenden Muster zu bekommen, liegt nun darin, daß Experten und gute Anwender zwar die Fähigkeiten besitzen, sich dessen aber nicht bewußt sind. Es ist oft mühevoll von den Experten herauszufinden, was denn genau die Schritte sind, die ihre Fähigkeiten ausmachen.
Effizientes Arbeiten nach diesem Modell erfordert, daß alle (internen und externen) Trainer danach vorgehen und gegenseitig über verwendete Fähigkeitstrukturen Bescheid wissen. Idealerweise sind Visualisierungen von allgemein gültigen Strukturen in die Seminarraumeinrichtung aufzunehmen.
Die ursprünglich etwas mühevolle Arbeit gemeinsam mit den Teilnehmern Strukturen zu entwickeln, wird um so schneller rentabel je mehr und verschiedenere Anwendungen ein Unternehmen einsetzt.
Qualitätssicherung durch AnkernDie Qualität von Computerwerkzeugen beschränkt sich nicht einzig und allein darauf wie gut sie programmiert sind und auf welcher Plattform sie laufen. Eine falsche und ineffiziente Bedienung reduziert den Anspruch an Qualität erheblich. Absolventen einer Schulungsmaßnahme müssen in der Lage sein, die gelernten Funktionen richtig und vor allem unbewußt einzusetzen. Eine dafür geeignete Technik scheint das Ankern zu sein. Von der praktischen Durchführung her und abhängig von der benutzten Unterrichtsmethode kann zwischen geplanten und spontanen Ankern, sowie Ankerketten unterschieden werden.
Bereits in der Designphase einer Schulungsmaßnahme ist zu klären, wo genau die exponierten Stellen liegen. Für das Ankern ist es vorerst unerheblich, auf welcher logischen Ebene der Persönlichkeit diese liegen. Glaubenssätze, Fähigkeiten und Inhalte lassen sich mit der gleichen Methode verankern.
Edelmann unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen assoziativem Lerntyp 1 (Verknüpfen zu Bewußtseinsinhalten) und Typ 2 (Klassisches Bedingen). Die Qualität von Ankern wird durch dessen Beständigkeit bestimmt. Reizreaktionskombinationen, die über längere Zeit aufrechterhalten werden, haben leichter die Chance, in das Unbewußte zu gelangen.
Der Designer ist angehalten, Reize zu suchen, die sowohl während der Schulungsphase als auch außerhalb bei der praktischen Arbeit vorkommen. Meist liegt die Schwierigkeit darin, daß ja der genaue Arbeitskontext des Einzelnen unbekannt ist und sich von Teilnehmer zu Teilnehmer ändert.
Als Auslöser sind nur solche visuelle und akustische Reize geeignet, die in der Arbeitswelt des Teilnehmers tatsächlich vorliegen. Telefon, Tastatur, Bildschirm, Bleistift, Schreibtisch usw. sind solche Auslöser. Die Forderung nach Einmaligkeit erfüllen diese meist nicht.
Das folgende Beispiel zeigt, wie die PC Tastatur als Anker zu den Löschfunktionen in der Textverarbeitung wirkt (Bild 5.9). Innerhalb WinWord stehen zwei Möglichkeiten zum Löschen von Zeichen zur Verfügung. Es gibt eine Taste die das Zeichen links, und eine andere Taste die das Zeichen rechts vom Cursor löscht. Für Anfänger ist es oft schwierig, diese auseinanderzuhalten. Mit einem visuellen Anker gelingt eine Differenzierung meist sehr leicht.
Genauso wie der Cursor am Bildschirm als senkrechter Strich die Zeichen davor von den Zeichen danach trennt, so teilt der "Steg" (visuell ähnlich dem Cursor; siehe Bild) die Löschtasten auf. Die Backspace - Taste ist links vom Steg angeordnet und demzufolge zum Löschen des Textes links vom Cursor zuständig. Umgekehrt ist die Delete - Taste rechts vom Steg, also in Analogie zum Löschen des Textes rechts vom Cursor vorgesehen.
Für erfahrene Textverarbeiter mag dies trivial erscheinen. Wie die Praxis in der Erstausbildung älterer Mitarbeiter gezeigt hat, ist dieser Anker eine wertvolle Hilfe. Nachdem PC-Tastaturen genormt sind, ist es wahrscheinlich, daß der etablierte Anker auch am Arbeitsplatz zur Verfügung steht. Selbstverständlich sind jene Reize, die sowohl im Lern- als auch im Arbeitskontext vorliegen, die besseren Anker.
In Ermangelung der Kenntnis des Arbeitsplatzes und vor allem ob deren großen Unterschiedlichkeit sind speziell für Schulungsmaßnahmen entwickelte Anker zu empfehlen.
Entsprechende reizauslösende Objekte sind zu suchen und bereitzustellen. Nach entsprechender Vorbereitung, wenn die Spannung ihren Höhepunkt erreicht hat, wird der Anker etabliert. Der Theorie entsprechend genügt es die Reizreaktionskette ein einziges Mal herzustellen. Umgekehrt ist deren Auslösung im selbigen Kontext beliebig oft möglich.
Eine der Hürden, die für das Verständnis der Funktionsweise von Personalcomputern genommen werden muß ist die des hierarchischen Dateisystems. Unterschiede zwischen Laufwerk, Verzeichnis, Datei und deren Inhalt sind zu lernen. Eine Anzahl ineinander verschachtelter Kartonboxen bieten sich geradezu als Anker an (Bild 5.10).
In einer äußeren Schachtel, die als Laufwerk identifiziert wird , befinden sich einige kleinere Schachteln, die die einzelnen Verzeichnisse repräsentieren. Innerhalb der Verzeichnisse sind wiederum Boxen und Schachteln, die dann die Dateien darstellen. Erst das Öffnen einer "Dateischachtel" macht den Inhalt zugänglich. Verschiedene Dateischachteln enthalten unterschiedliche Informationen.
Ein so gesetzter Anker ist innerhalb eines Windows - Grundkurses von hohem Wert. Spätestens dann, wenn die Teilnehmer mit Werkzeugen zu arbeiten beginnen und ihre Produkte gespeichert haben und diese nicht mehr finden, kann der Anker ausgelöst werden.
Solche, speziell für eine Maßnahme vorbereiteten und etablierten Reiz - Reaktionsketten sind eben nur innerhalb eines geplanten Kontextes nutzbar. Vielfach ist dies, so wie im geschilderten Beispiel der Directorystruktur ausreichend.
Wie die Erfahrung gezeigt hat ist es sinnvoll, alle zentralen Elemente die im Zuge einer Maßnahme vermittelt werden sollen, auch zu ankern. Am Beispiel des Windows - Grundkurses bieten sich als Anker für das Multitasking verschiedene Werkzeuge wie eine alte Schreibmaschine oder eine Zeichenplatte an.
Das Cut und Paste Problem läßt sich mit einem Kartenspiel ankern. Der "Cut- Copyspieler" darf immer wenn er möchte eine Karte auf einen Stapel mit Bild nach oben auslegen. Der "Paste - Spieler" hingegen darf sich nur die obenaufliegende Karte anschauen.
Die bisher angeführten Beispiele zeigen typische, visuelle Anker. Geplante akustische Anker sind in Klassenunterrichtssituationen schwieriger zu etablieren. Hingegen bei CBT`s wiederum sehr gut möglich. Wie überhaupt bei dieser Unterrichtsmethode Anker sehr gut planbar sind.
Eine häufig anzutreffende Struktur bei CBT`s ist deren Einteilung in Kapitel und darunterliegende Lernschritte. So beginnen alle Lernschritte ein und desselben Kaptitels immer mit der gleichen, einleitenden Musik. Der Lernende bekommt damit bereits unterbewußt Orientierungs- und Einordnungshilfen.
Sehr effizient lassen sich auditive Anker während der Zusammenfassung zu jedem Lernschritt aufbauen. Meist ist der Lernende bereits nach jedem Lernschritt oder aber nach jedem Kapitel gefordert, das Gelernte mittels Übungsaufgaben nachzuweisen. Wird gleichzeitig mit der Präsentation der Frage der auditive Anker ausgelöst, ist der Zugriff auf die Antwort leichter möglich.
Die Effizienz auditiver Anker wird durch die Einmaligkeit bzw. durch die Häufigkeit der Darbietung bestimmt. Wie die Erfahrung gezeigt hat, eignen sich Geräusche zum Verankern einzelner Passagen besser als musikalische Themen. Ein Flugzeugstart, Fabrikslärm, Vogelgezwitscher hat mehr Einmaligkeit als wohlgeformte Musik. Andererseits wiederum ist klassische und da wiederum Barockmusik eher dazu angetan, das Gehirn wieder in den lernbereiten Alphazustand zu bringen. Generell ist zu bemerken, daß selbst bei professionellen CBT` s das auditive Ankern unbenutzt bleibt.
Jeder Lernprozeß wird durch Erfolge gefördert und durch Schwierigkeiten gebremst. Eine der Stärken des NLPs liegt in der Verankerung und im Abruf von Ressourcenzuständen. Seminarteilnehmer in Ressourcenzustände zu führen, kann zwar geplant werden, der exakte Zeitpunkt ist aber nicht vorhersagbar.
Wie bereits erwähnt wird ein Anker nur dann effektiv gesetzt, wenn der Zustand gerade seinen Höhepunkt erreicht hat. Nur sehr selten gelingt es einem Trainer, eine gesamte Gruppe gleichzeitig in einen derartigen Zustand zu führen. Viel eher besteht die Möglichkeit, die Erfolge einzelner Teilnehmer zu verankern.
Um das ganze für den Trainer handhabbar zu machen, kann dieser durchaus für jeden seiner Teilnehmer den gleichen Anker einsetzen. Wie im Theorieteil bereits dargestellt, muß der abberufene Anker dem gesetzten sehr genau gleichen. Würde ein Trainer für jeden seiner Teilnehmer einen anderen Reiz darbieten, so müßte er sich sehr viele merken und es käme leicht zur Verwechslung. Je nach Flexibilität und Erfahrung des Trainers mit dieser Methode sind individuelle Anker durchaus möglich und effizient. Voraussetzung dafür sind Genauigkeit und gute sensorische Wahrnehmung.
Im Klassenunterricht und beim CUU kommen sich Trainer und Lernende oft so nahe, daß kinästhetische Anker etabliert werden können. Auch hier zeigt die Erfahrung, daß diese äußerst wirksam sind. Einem Schüler im Augenblick des Erfolgserlebnisses auf die Schulter oder am Oberarm zu ankern ist wohl die größte Fähigkeit eines Trainers. Sie liegt nicht so sehr daran, daß er mit der Hand den Anker etabliert, sonder vielmehr darin, vorher einen Rapport herzustellen, der ihm das erlaubt. In unserer Kultur ist es einfach nicht üblich, jemanden zu berühren und anzugreifen. Um sich diese Möglichkeit zugänglich zu machen, muß unbedingt das Vertrauen der Teilnehmer vorhanden sein. Dies hat kaum ein Trainer schon innerhalb der ersten Seminarstunden.
Es ist dringend anzuraten entweder kollektive oder individuelle Ressourcenanker zu setzen. Auch dann wenn von vornherein nicht die Notwendigkeit dazu besteht. Entsprechend einem didaktisch gut aufgebauten Unterricht läuft zu Beginn das Einfachere und am Ende das Schwierigere ab. Einfache Situationen werden mit Erfolg gelöst und sind zum Aufbau der Ressourcenanker geeignet. Treten im Verlauf der Maßnahme Schwierigkeiten auf, so ist der Lehrer für jede Hilfe auch für seine zuvor gesetzten Anker dankbar.
Vielfach kommen Teilnehmer alleine durch erfolgreiches Arbeiten mit der Anwendung oder korrektes Lösen der gestellten Aufgaben nicht in den notwendigen Erfolgszustand. In so einem Fall hat der Trainer noch die Möglichkeit die vom Teilnehmer erzeugte Lösung öffentlich, also im Rahmen des Klassenkontextes zu zeigen und das durch eine Handbewegung (visuell) oder durch Betonung (akustisch) zu verankern.
EDV - Schulungsräume, wie bei der OKA sind mit einer Videovernetzung ausgestattet. Der Trainer hat die Möglichkeit, jeden einzelnen Teilnehmerbildschirm als Master zu benutzen und auf alle anderen Arbeitsplätze zu projizieren. Solche Art von erzwungenen Erfolgssituationen müssen realistisch und ehrlich sein. Ansonsten kann es passieren, daß sich ein Teilnehmer gekränkt fühlt. Dann ist genau das Gegenteil von dem was wünschenswert ist erreicht.
Derartige spontane Anker sind bei CBT`s derzeit noch unbekannt, wenngleich durchaus über Biofeedback die Physiologie des Lernenden zu erkennen wäre. Wahrscheinlich ist dies aber mit herkömmlicher Programmierlogik nicht vereinbar. Möglicherweise werden künftige Expertensysteme im Zusammenspiel mit sensorischem Feedback eine Lösung bringen.
Ähnlich wie sich eine Metapher mit ihren Anknüpfungspunkten durch eine Lehrveranstaltung durchzieht, können auch Anker Zusammenhänge vermitteln. Am Beispiel des Q+E Kurses der OKA wurde für jedes Kapitel ein visueller Anker geplant. (Bild 5.10).
Als äußerer Rahmen diente die Geschichte des Miraculix aus der Zeichentrickserie Asterix. Jeder wesentliche Lernschritt erhält als Anker ein alltägliches Objekt und findet eine Entsprechung in der Leitstory. Jeweils zum geeigneten Zeitpunkt nimmt der Trainer das Objekt zur Hand und verankert es visuell mit dem Lerninhalt. Anschließend wird es auf einem der acht Monitore abgelegt.
Im Laufe des Seminares bekommen alle Ankerplätze ihren Gegenstand. Bei den Wiederholungen und Zusammenfassungen geht der Trainer von einem Monitor / Arbeitsplatz zum anderen, nimmt den Anker wieder auf und bringt den Inhalt noch einmal in komprimierter Form. Mit fortschreiten der Veranstaltung verzichtet der Lehrer immer mehr auf die eigene Verbalisierung sondern löst nur mehr die Anker durch Hochheben der jeweiligen Objekte aus. Die Seminarteilnehmer reflektieren dann selber über das Gelernte. In einer letzten Runde haben die Teilnehmer die Aufgabe, bei auslösen eines Ankers nur mehr für sich selber geistig die Inhalte durchzugehen.
Eine derartige Ankerkette ist für Wiederholungen und Zusammenfassungen bestens geeignet. Seminarteilnehmer, die circa zwei Jahre nach der Veranstaltung über die Ankerreihe befragt wurden, konnten mit wenigen Ausnahmen und mit kleinen Unterstützungen den vollständigen Seminarinhalt wieder herstellen. Die Leitstory ist im wesentlichen ein Meta - Anker aus dem sich die Reihenfolge der Inhaltsanker reproduzieren läßt.
Im Sinne einer Qualitätssicherung kann über ankern festgehalten werden, daß diese Methode die Merkleistung der Teilnehmer und den Transfer in den beruflichen Alltag sehr gut sicherstellt. Im Vergleich zum konventionellem Unterricht benötigt man zur Vorbereitung und Implementierung der Ankertechnik wesentlich mehr Vorbereitungszeit. Der Erfolg, der damit zu erzielen ist rechtfertigt diesen Aufwand durchaus.