1. Die logischen Ebenen des Lernens
  2. In der Systemtheorie von Gregory Bateson führt dieser die logischen Ebenen des Lernens ein. Dieses wurden dann von den NLP- Entwicklern, vielleicht ob deren Nähe zu Bateson, in das Modell mitaufgenommen. Dementsprechend erfolgt lernen auf fünf verschiedenen logischen Ebenen, beginnend mit der Ebene Null. Vorab jedoch das Umfeld, das Bateson zu diesem Ansatz gebracht hat.

    1. Lernmodell nach BATESON
      1. Einfaches Lernen
      2. Im Grunde genommen ist einfaches Lernen das Wiederholen von Tätigkeiten. So lernen Tiere im passenden Moment Speichel abzusondern oder ein Mensch lernt "Nonsenssilben" auswendig zu rezitieren. Es ist nach dem Prinzip des Protolernens so, daß nach verschiedenen Versuchsreihen die Anzahl der benötigten Versuche für eine richtige Reaktion immer weniger werden (Bild 3.1). Der Mensch lernt also in gewisser Weise auch lernen. Er wird immer geschickter in der Lösung von Problemen. Dieser Prozeß wird dann als Deuterolernen bezeichnet (Bild 3.2).

      3. Gewohnheiten sind Lernprozesse
      4. Jedes Lernen bringt eine Veränderung in irgendeiner Art und Weise mit sich. Die Umwelt produziert einen Strom von Ereignissen, ergänzt durch solche, die aus dem eigenen Verhalten resultieren. Dieser Strom wird nun von Organismen über deren Sinnessysteme aufgenommen.

        Die Information ist also für alle Lebewesen und eben auch für alle Menschen ident. Wie diese Information nun interpunktiert wird, hängt vom Individuum ab. So kann etwa bei Tierversuchen im pavlow’schen Kontext die Frage gestellt werden, was sind den die Umstände, die einen Hund dazu veranlassen, die Reaktion "auf eine Glocke hin Speichel abzusondern" zu lernen. Oder auf den menschlichen Kontext übertragen, was sind denn die Umstände, die bestimmte Menschen zu bestimmten Schlußfolgerungen führt. Wenn nun entsprechend diesem Ansatz der Ereignisstrom für alle Menschen gleich ist, so ist das Verhalten durch die interne genetische oder erlernte Struktur bedingt.

      5. Kontexte des experimentellen Lernens
      6. Der klassische pavlow’sche Kontext ist gekennzeichnet durch eine strenge Zeitreihenfolge. Einem bedingten Reiz (die Glocke) folgt in einer festgelegten Zeit ein unbedingter Reiz (Fleisch). Instrumentelles Lernen unterscheidet sich dahingehend, ob nach einem gezeigten Verhalten unmittelbar die Belohnung oder die unangenehme / negative Erfahrung folgt. Dementsprechend wird von instrumenteller Belohnung oder instrumentellem Vermeiden gesprochen. Einem Signalreiz folgt dabei ein Verhalten, daß in weiterer Folge positiv oder negativ sanktioniert wird (Bild 3.3).

      7. Verbale Kommunikation
      8. Jede Mitteilung kann sowohl explizit als auch implizit sein. Im ersten Fall wird die Information verbal formuliert an den Empfänger gerichtet. Im zweiten Fall der impliziten Mitteilung ist die Information entweder nonverbal oder in eine Trägernachricht eingebettet (vgl SCHULZ v. THUN 1992, S. 13). Eine weitere Einteilung der Mitteilungen liegt darin, ob diese metasprachlich oder metakommunikativ sind.

        Im metasprachlichen Bereich werden lediglich Informationen über Objekte einer Klasse ausgetauscht. "Das Wort Katze hat kein Fell und kann nicht kratzen" (BATESON 1972, S. 242). Der metakommunikative Anteil einer Mitteilung stellt die Beziehung zwischen den Sprechern her. "Daß ich dir gesagt habe, wo die Katze ist, war freundlich gemeint." (BATESON 1972, S. 385).

      9. Kommunikation und Entwicklungsstufen
      10. Unabhängig davon, auf welcher Entwicklungsstufe Organismen sich gerade befinden, sind sie in den Signalfluß der Umwelt eingebettet. Organismen auf tieferem Entwicklungsniveau reagieren automatisch auf die Stimmungszeichen eines anderen. Eine Wahlmöglichkeit gibt es dabei nicht. Individuen auf höhere Entwicklungsebene erkennen, das Signale (eigene oder fremde) nur Signale sind, denen man trauen oder mißtrauen, die man falsifizieren, leugnen, verstärken, korrigieren usw., kann.

      11. Kontext
      12. Dieser Begriff wird gerade im NLP sehr häufig verwendet. Einen geeigneten Lernkontext suchen oder das Verhalten in einem Kontext betrachten usw. Der Kontext wird häufig in Analogie zu physischen Bildern, Gemälden, Fotos usw., die gerahmt auf einer Wand hängen gesehen. Darin sind bereits die wesentlichen Elemente des Begriffes enthalten. Das Bild, also der Inhalt, der einen Vordergrund und einen Hintergrund haben kann, die dazugehörige Umrahmung und das Außerhalb, also die Tapete und die Wand.

        Eine andere Analogie ist die mathematische Menge (Bild 3.4). Elemente einer Menge stehen in Beziehung wie Vereinigung, Durchschnitt usw. zueinander. Die zutreffenden Elemente werden dann durch eine imaginäre Linie zusammengefaßt.

        Psychologisch betrachtet ist der Kontext eine Klasse von Mitteilungen, die "leider" nicht durch eine Linie abgegrenzt und definiert ist. Es gibt aber trotzdem reale Rahmen, wie z.B. Theater, Film, Interview usw. Der Rahmen muß nicht zwangsläufig bewußt sein. Er kann auch unbewußt und exklusiv sein. Mitteilungen und Handlungen in einem Rahmen schließen andere zwangsläufig aus (inklusiv). Durch Ausschluß bestimmter Mitteilungen und Handlungen werden andere eingeschlossen (exklusiv).

        Die Vorannahme über das Vorhandensein eines Kontextes sagt dem Betrachter etwas über die Art und Weise des Denkens, die er verwenden muß, um zu einer bestimmten Interpretation des Bildes und der Tapete zu kommen.

      13. Typen von Mitteilungen
      14. Anhand von tierischen Verhalten (vgl BATESON 1972, S. 257) kann gezeigt werden, daß es bei den Mitteilungen drei verschiedene Typen gibt. Stimmungszeichen, solche die Stimmungszeichen simulieren (Spiel, Drohung, usw.) sowie Unterscheidungszeichen, um erstgenannte voneinander zu unterscheiden (Bild 3.5).

        Tiere verwenden beim Kampf und beim Spiel häufig die gleichen Stimmungszeichen. Z.B. ist zwicken und beißen in beiden Fällen ident. Ein Tier erkennt, daß es sich beim gleichen Beißen um ein Spiel handelt lediglich darin, daß vor dieser Sequenz ein Unterscheidungszeichen, etwa mit der Information "das jetzt folgende ist ein Spiel", vorausgeht. Menschen kommunizieren auf ähnliche Art und Weise.

        Es ist also notwendig, da Stimmungszeichen und simulierte Stimmungszeichen ident sind, sehr genau die Unterscheidungszeichen herauszufiltern. Menschen, die unter Schizophrenie leiden, tun dies deshalb, weil es ihnen nicht möglich ist, "zu identifizieren und zu interpretieren, zu welcher Mitteilungsart eine Mitteilung gehört." (BATESON 1972, S. 262). Dementsprechend haben sie Schwierigkeiten, die gerade vorausgegangenen Unterscheidungskennzeichen zu erkennen.

        Für eine gute Kommunikation ist es also sehr empfehlenswert, gerade auf diese Unterscheidungszeichen zu achten. Nicht jeder Mensch ist gleich gut geeignet diese korrekt zu identifizieren. Im Alltag passiert es hin und wieder, daß jemand ohne Vorankündigung einen Witz erzählt und dieser dann von einigen als solcher verstanden wird und manche andere können die Information, die sie jetzt bekommen haben, nicht richtig einordnen.

      15. Theorie der logischen Typen

      Nachdem im NLP die logischen Kategorien des Lernens übernommen wurden, sei an dieser Stelle der Begriff des logischen Typs kurz zusammengefaßt. Es gibt aus der Mathematik übernommen einige Definitionen, die diese Art und Weise des Denkens bestimmen. So kann eine Menge nicht gleich Element ihrer selbst sein. Die Namen von Dingen sind nicht gleich der benannten Sache. "Wenn jemand die Speisekarte anstelle der Mahlzeit verspeist", so liegt eine Verwechslung der logischen Typen vor. Weiters kann eine Menge nicht jene Einheit sein, die zutreffend als ihre nicht Elemente klassifiziert sind." (Bild 3.6). Es kann nicht gleichzeitig die Menge der Stühle, Element der Menge der Nichtstühle sein. Eine Kette von Aussagen, die zu Paradoxien führen, werden in der formalen Logik falsifiziert und in nichts aufgelöst. In der realen Welt schaut es allerdings etwas anders aus. Gerade in der Zeit der Computersimulation passiert es immer häufiger, daß eben dadurch Paradoxien auftauchen. Die Folge davon ist möglicherweise eine neue Alternative. Es löst sich aber keinesfalls der Computer in Luft auf.

      Bei den logischen Kategorien des Lernens handelt es sich um Lernphänomene, die genau beschrieben und zugeordnet werden können.

    2. Die Ebenen des Lernens
      1. Lernen Null:
      2. Jedes Lernen auf dieser Ebene ist lediglich eine Reaktion auf Umweltsignale. Diese Reaktionen sind unbedingt und unterliegen weitgehend einem stereotypen Muster.

        Sehr vielfach sind diese Reaktionen genetisch bedingt, vergleichbar mit einer fest verdrahteten elektronischen Steuerung. Andererseits können diese Reaktionen aber auch erlernt sein. Aufgrund wiederholter sensorischer Eingaben weiß das Individuum z.B. "von der Werkssirene, wenn sie heult, daß es zwölf Uhr ist" (BATESON 1972, S. 368).

        Sehr vielfach ist, wenn in der Umgangssprache das Wort "lernen" verwendet wird, eben das Lernen Null gemeint. Auswendiglernen von Nonsenssilben (auch Vokabellernen) gehören dieser Kategorie an.

        Sehr viele Maschinen zeigen das Lernen Null. In diesem Zusammenhang sollte die Frage eher lauten, welche Ordnung des lernens eine Maschine erreichen kann und nicht ob Maschinen lernen können.

      3. Lernen I:
      4. Im Unterschied zu Maschinen bzw. zum Lernen Null sind Organismen in der Lage, sich zu irren. Es gibt aufgrund des Signalflusses aus dem äußeren System für ein Individuum zwei Möglichkeiten, sich zu irren (Bild 3.7).

        Ein Individuum kann sich aus einer Menge von Alternativen für den nächsten Zug entscheiden. Es kann aber auch innerhalb einer Menge ein beliebiges Element wählen. Der Irrtum kann also erstens in der Auswahl der Menge und zweitens in der Auswahl des Elementes innerhalb dieser Menge passieren.

        Der von John v. Neumann entworfene sogenannte "Neumannspieler" (vgl BATESON 1972, S. 368) ist nicht in der Lage, sich zu irren und gehört deshalb der logischen Kategorie Null an. Seien hier noch einmal die Eigenschaften zusammengestellt, die für einen "Neumannspieler" zutreffen. Dies deshalb weil die Leistung eines derartigen Systems von vielen Menschen bereits als sehr lernfähig eingeschätzt wird, obwohl es noch immer dem Typ Null angehört.

        Es folgt eine Liste von Eigenschaften des Neumannspielers:

        Kann alle notwendigen Rechenoperationen durchführen.

        Ist unfähig, eine Rechenoperation nicht auszuführen.

        Er folgt immer den Ergebnissen seiner Berechnung.

        Er erhält Informationen aus dem Ereignis des Spieles.

        Eine wesentliche Voraussetzung für den Lerntyp I ist die Selbigkeit des Kontextes. Typische Lernprozesse in dieser Kategorie sind die instrumentelle Belohnung und Vermeidung, die bedingte Konditionierung, die Unterbrechung und Auslöschung von Gelerntem sowie die Gewöhnung. Letztes ist also auch ein Phänomen des Lernen I. Ein wiederholter Reiz, der "anfangs stets eine bestimmte Reaktion auslöst, wird schließlich nicht mehr als störend wahrgenommen, sodaß die Reaktion von nun an ausbleibt." (KUTSCHERA 1994, S. 72).

        Die oben genannte Selbigkeit des Kontextes ist insofern wichtig, als Organismen auf den gleichen Reiz in verschiedenen Kontexten verschieden reagieren. Die Kontextmarkierung ist Teil des Signalflußes, wodurch das Individuum in der Lage ist, zu erkennen, ob die ankommende Information den Inhalt oder den Kontext betrifft (Bild 3.8).

        Wird jemand mit dem Bild eines schwerverletzten Menschen, der blutüberströmt auf einer Parkbank liegt, konfrontiert, so hängt seine weitere Vorgehensweise von dem Signal ab, die die Kontextmarkierung liefert. Sieht er z.B. links oben ein Schild mit "Bei Feuer bitte die Notausgänge benutzen", so kann er die Situation als Film im Kino identifizieren und er wird nicht Polizei und Rettung verständigen.

        So ist Lernen Zwei auch eine Reihe von Subsequenzen von Kontexten, die ein Organismus gleichsetzen oder differenzieren kann.

        Das ist dann die Summe jenes Lernens, die die Lebenserfahrung eines Menschen ausmacht. Der Definition entsprechend ist es die Möglichkeit der Zurücknahme einer Wahl innerhalb einer unveränderten Menge von Alternativen.

      5. Lernen II:
      6. Ist die Veränderung im Prozeß des Lernens. Es liegt also eine Revision in der Menge, aus der die Auswahl getroffen wird, vor. Ein Ergebnis des Lernen II sind Beschreibungen von individuellen menschlichen Wesenszügen, wie "abhängig, feindlich, ängstlich, zugänglich, usw."

        Ein Großteil davon ist durch Lernprozesse bestimmt, die oft schon in früherer Kindheit stattgefunden haben, ohne daß sich der Betroffene bewußt erinnert.

        Eine weitere Möglichkeit Lernen II zu erkennen und zu praktizieren ist die instrumentelle Lebenseinstellung (Bild 3.9).

        Viele Menschen, die mit einer neuen Situation konfrontiert sind, können dieser keinen Nutzen und Vorteil abgewinnen. Der instrumentell eingestellte Mensch bleibt solange in einer Schleife von Versuch und Irrtum, bis er auch für diesen Kontext eine positive Verstärkung gefunden hat. Dieser Ansatz erscheint für die Personalauswahl interessant. Derart ausgewählte Mitarbeiter können leicht an verschiedenen Stellen des Unternehmens eingesetzt werden.

      7. Lernen III

      Lernen III ist Veränderung im Prozeß des Lernen II. Dabei ist das "Selbst" nicht mehr das Zentrale. Ein Individuum lernt dabei bereitwillig Gewohnheiten, die zu Lernen II führen. Es lernt Gewohnheiten zu ändern, die in II erworben wurden und II unbewußt zu erreichen und dieses eventuell auch wieder einzuschränken.

      Lernen III kommt selbst bei menschlichen Wesen sehr selten vor. Es liegt in der Regel außerhalb des sprachlichen Bereiches und umfaßt eine tiefgreifende Umstrukturierung des Charakters. Dies kommt sehr selten, von Zeit zu Zeit jedoch, in der Psychotherapie und in religiöser Bekehrung vor.

      Gerade in der heutigen Gesellschaft, in der das Werte - und Glaubenssystem ins Wanken geraten ist, machen sich extreme Randgruppen und religiöse Sekten diese Art des Lernens zu Nutze. Um jemanden für sich und für seine Ziele (politisch, religiös, usw.) gewinnen zu können, muß bei diesem eine tiefe Umstrukturierung vorgehen.

      Gregory Bateson bezeichnet Kreative, Erfolgreiche und Psychoten als diejenigen Menschen, die am ehesten Zugang zum Lernen III haben.

      Die theoretischen Überlegungen von Gregory Bateson können auf folgende praktische Ebene transferiert werden. Stufe Null ist die, die am häufigsten gelebt wird. Darin werden die kleinsten Teile eines Kontextes gelernt. Wer dividieren können möchte, muß zuvor das Einmaleins und davor die Zahlen lernen.

      Auf der Stufe II lernt der Mensch, wie man lernt. Dabei werden die Einzelteile in einen größeren Rahmen gefügt. So ist es da z.B. schon möglich, aufgrund der erlernten Syntax und Semantik, einen Aufsatz zu schreiben oder aufgrund der mathematischen Regeln Textaufgaben zu lösen. Menschen, "die auf dieser Ebene lernen, haben rasch einen Überblick und können schnell und effektiv neue Inhalte zu einem bestimmten Kontext erfassen und erlernen." (KUTSCHERA 1994, S. 96).

      Auf der Ebene III werden bereits kontextbezogene Muster erkannt und erfaßt. Innerhalb des NLP ist dies durch das "Modelling" abgedeckt. Es wird also ganz genau geschaut, "was ist der Unterschied, der den Unterschied ausmacht?" (KUTSCHERA 1994, S. 73). Was ist also der Unterschied zwischen einem Lehrer, der in eine Klasse "gehen muß" und einem Lehrer, der "gern in eine Klasse geht". Oder der Unterschied zwischen Führungskräften, die froh sind, wenn keine Probleme von den Mitarbeitern gemeldet werden und solchen die bei Problemen erst richtig aktiv werden so als ob sie schon genau auf diese gewartet hätten.

      "Änderungen und Lernen auf einer höheren Ebene ziehen automatisch Änderungen und Lernen auf der darunter liegenden Ebene mit sich." (KUTSCHERA 1994, S. 73). Die gesamte Problematik rund um die logischen Kategorien wurden von Robert Dilts dahingehend weiterentwickelt, vereinfacht und in ein elegantes Modell, den sogenannten "logischen Ebenen der Persönlichkeit", gebracht (Bild 3.10).

    3. Schlußfolgerung aus dem BATESON - Modell für NLP
      1. Umwelt:
      2. Dieser Ebene wird alles jene zugeordnet, was außerhalb einem selber liegt und auf das wir reagieren und Einfluß nehmen. Sprachlich wird das durch Fragen, wie "wer tut wann und wo was und was verhält sich wann und wo wie?" (KUTSCHERA 1994, S. 78).

      3. Verhalten:
      4. Sämtliche Reaktionen, Handeln und Tun, die mit subjektiver und objektiver Umwelt stattfinden sind Verhalten. Konkrete Handlungen, die getätigt werden unabhängig von unseren Fähigkeiten. Verhalten ist mit der logischen Kategorie I nach Bateson zu vergleichen. Es zählen dazu alle jene Reaktionen, die sich in der Physiologie bemerkbar machen.

        Einen Bleistift mit zwei Fingern oder mit drei Fingern zu halten ist eine Verhaltensweise. Tief oder flach zu atmen ebenfalls. Es wird auf dieser Ebene nicht definiert, was zu diesem Verhalten führt. Alleine durch die angeführten Beispiele ist zu erkennen, daß für eine Persönlichkeitsentwicklung doch mehr notwendig ist als eine Reihe von Verhaltensweisen - explizit also eine nach der anderen - zu erlernen.

      5. Fähigkeiten:
      6. Fähigkeiten sind ein Bündel von zusammengehörigen Verhaltensweisen. Sprachlich werden Fähigkeiten durch die Wörter "können, in der Lage sein usw." ausgedrückt. Auf die Frage "wie tue ich etwas?" bekomme ich Antworten, die auf die einzelnen Verhaltensschritte hinweist.

        Im Modelling des NLP werden Fähigkeiten so erlernt, daß zuerst die dahinter liegende Strategie gehoben (evoziert) wird. Im Anschluß daran sind die so erhaltenen Verhaltensschritte auf unnötigen Ballast hin zu untersuchen und daraus eine elegante Strategie zu entwickeln. Diese kann dann mit geeigneten Techniken auf einen selbst oder auf andere Menschen übertragen werden.

        Lernen auf der Fähigkeitenebene ist wesentlich effizienter als lernen auf der Verhaltensebene. Da ja jede Fähigkeit sich aus einer mehr oder weniger großen Anzahl von Verhaltenssequenzen zusammensetzt, wird durch Erlernen einer Fähigkeit gleichzeitig eine Vielzahl von Verhalten mitgelernt.

      7. Glauben und Werte:
      8. Glaubenssätze sind sozusagen die Leitideen, die wir für wahr halten und als Grundlage unseres täglichen Tuns und Handelns benutzen. Robert Dilts unterscheidet zwischen verschiedenen Glaubenssätzen (vgl DILTS 1991, S. 37).

        Glaubenssätze in bezug auf Ursachen entstehen durch die Filter unserer Erfahrung. Wenn jemand glaubt, daß "X" etwas bestimmtes verursacht, wird sein Verhalten daraufhin ausgerichtet, "X" stattfinden zu lassen oder es zu stoppen, wenn es negative Konsequenzen hat. Man wird mit einem Computer dann nicht mehr arbeiten können, wenn man kurz vor der Pensionierung steht und davon überzeugt ist, daß "Menschen in diesem Alter sowieso diese komplexe Materie nicht mehr erlernen können, weil man dazu ja schon zu alt ist." Das Wort "weil" direkt oder indirekt zeigt sehr oft einschränkende Glauben über Ursachen an.

        Glaubenssätze in bezug auf Bedeutungen werden Verhaltensweisen in Gang setzen, die mit dem Glauben kongruent sind. Was bedeutet es z.B. für einen Menschen, der das Rauchen nicht aufhören kann? Ist er zu schwach oder ist er vielleicht sogar ein Versager? Werden dann Verhaltensweisen in Gang gesetzt, die diesen Glauben gerecht werden? Die Gefahr, wirklich schwach zu sein oder ein Versager zu werden, ist größer.

        Glaubenssätze in bezug auf Identität beschreiben die Wertigkeit der eigenen Person. Aussagen, wie "ich bin wertlos, ich verdiene keinen Erfolg usw." machen Veränderungen oft unnötig schwierig. Werden jedoch Veränderungen auf der Glaubensebene durchgeführt, so multiplizieren sich diese nach unten hin da ja jeder Glaube und jede Überzeugung automatisch viele Fähigkeiten und Fertigkeiten und diese wiederum jeweils die dazu notwendigen Verhalten mit sich ziehen.

        Effiziente Veränderungsarbeit geschieht also auf der Ebene der Glauben und Werte, wobei Werte "spezielle Übergriffe von Glaubenssätzen sind. Sie sind die treibenden Kräfte dafür, warum etwas wichtig und lohnenswert ist - was der Sinn des Lebens ist." (KUTSCHERA 1994, S. 79).

        Im NLP wird grundsätzlich nicht darüber geurteilt, ob Glaubenssätze einer Person gut oder schlecht sind sondern es wird eher deren Nützlichkeit im Hinblick auf die Erreichung eines bestimmten Zieles bewertet.

        Das Wertesystem eines Menschen kann kontextbezogen, d.h. für verschiedene Lebensbereiche wie Beruf, Familie, Freizeit usw., unterschiedlich sein.

        Eine mögliche Methode ist jemanden zu fragen, was wäre dir wichtig, wenn du nur mehr ein halbes Jahr zu leben hättest? Diese Aufforderung kann einige Male mit verkürzenden Lebensabständen wiederholt werden. Nach dieser kurzen Intervention ist jedem Menschen klar nach welchen höchsten Werten er lebt.

      9. Identität:

    Das grundlegende Selbstbild eines jeden Menschen mit den tiefsten und zentralen Werten, seinen Aufgaben und der Zweck seines Lebens liegt in seiner Identität. Fragen, wie "Was ist für mich im Leben wichtig?", "Wozu sind wir hier?", "Was ist mein Sinn in der Welt?" oder "Was ist mein Lebensauftrag?" führen hier zu Antworten. Jeder Mensch kann von sich selber sagen: "Ich bin ... z.B. Tischler, Vater, Rennfahrer usw.".

    Veränderungen, die auf dieser Ebene durchgeführt werden sind so massiv, daß sie die gesamte Persönlichkeitsstruktur umfassen. Wie aber Gregory Bateson in Analogie der logischen Kategorie III des Lernens gesagt hat, finden diese Prozesse selbst bei Menschen nur sehr selten statt. In den Jahren 1985 bis 1987 wurden von der Bundeswirtschaftskammer Umschulungen von Elektrikern zu Mikroelektronikern durchgeführt. Diese Maßnahmen waren alle auf der Ebene der Fähigkeiten und Verhaltensweisen angesiedelt. Am Ende der Ausbildungsreihe wurden Aussagen, wie "das ist zwar alles sehr interessant gewesen, aber ich bin Elektriker und fühle mich bei Kabel und Drähten wohl." gemacht. Daraus kann der Schluß gezogen werden, daß selbst bei fachlicher Umschulung auf die Glaubens- und Werteebene nicht vergessen werden darf.

    Am Beispiel eines Tischlers / Schreiners wird nun das Modell der logischen Ebenen in seiner Ganzheit noch einmal aufgezeigt. Ein Tischlermeister (wie im Bild 3.11) kann von sich selber sagen: "I bin a Handwerker".

    Diese Aussage informiert über den Sinn seines Lebens und bewegt sich auf der Identitätsebene. Als Handwerker produziert er Möbelstücke von Hand unter zu Hilfenahme traditioneller Tischlerwerkzeuge.

    Von solchen Möbeln ist er überzeugt, daß sie "länger halten und wertvoller sind". Werte und Überzeugungen, die auf der Glaubensebene gut zu seiner Identität passen. Wenn er aber der Überzeugung ist, daß handgemachte Möbel länger halten, so braucht er dazu Fähigkeiten, wie nuten, federn, zinken usw., um diese auch machen zu können. Umgekehrt der Glaubenssatz handgemachte Möbel sind wertvoller führen zu Fähigkeiten, wie Schnitzen können, Tapezieren können usw.

    Diese genannten Fähigkeiten setzten sich ihrerseits wieder durch Verhaltensweisen zusammen, wie er das Holz angreift, es auswählt, Farben anstelle von Lacken benutzt, Decken unterlegt, mit Messer Kerben schnitzt, Holzzwingen verwendet usw.

    All dies vor dem Hintergrund seiner Familie, der Kunden, des Staates, der Werkstatt usw. Also in einer Umwelt, auf die er Einfluß nimmt und die umgekehrt auch sein Leben bestimmt.

    Dies ist das Modell des Lebens eines Handwerkers wie es traditionell viele Jahrhunderte Standard war. Mit der Einführung neuer Fertigungstechnologien kann es sein, daß besagter Tischler eine CNC - Maschine kauft. Seine Umwelt hat sich dadurch verändert. Wie wirkt sich diese Bereicherung nun auf die anderen logischen Ebenen aus.

    Viele Schulungsprogramme, die beim Verkauf moderner Technologie angeboten werden, zielen auf das Erlernen von neuen Verhaltensweisen und auf die Aneignung von Fähigkeiten ab. Ab sofort muß er die neue Maschine einstellen und für sie Programme schreiben können. Das wirkt sich nach unten auf die Verhaltensebene aus, daß nunmehr nicht mehr jedes Holzstück angegriffen und für gut befunden werden kann, sondern daß alles viel schneller und vor allem in Serie abgearbeitet wird.

    Wenn er aber nach wie vor "Handwerker" ist, entstehen Inkongruenzen. Als Handwerker (Identitätsebene) kann er ja nicht in Serie und arbeitsteilig (Verhalten) produzieren. NLP und durch Multimind ergänzt gehen davon aus, daß ein Mensch mehrere Identitäten haben kann. Möchte der beschriebene Tischler mit seiner neuen Maschine effizient arbeiten, so werden auch Veränderungen auf der Identitäts- und Glaubensebene erforderlich sein. Er ist dann nicht mehr nur Handwerker sondern vielleicht auch Produzent und er weiß, daß er ab jetzt kostengünstiger (Glauben) produzieren kann.

    NLP bedient sich nun dieses Ebenenmodells und bietet die entsprechenden Werkzeuge zur Veränderung an. Meist wurden sie im therapeutischen Kontext entwickelt und dann auf eine allgemein gültige Nutzung transportiert. So stehen heute Techniken, wie Reframing, Ankern, Modelling usw., für die verschiedensten Professionen zur Verfügung. Gerade für Schule und Ausbildung sowie für Verkauf (vgl SCHOTT 1992, S. 14) sind in der Literatur bereits gute Werkzeuge und Techniken beschrieben.

    Robert Dilts seinerseits hat das Ebenenmodell ebenfalls weiterentwickelt und es in einen dreidimensionalen Rahmen (Bild 3.11) gestellt. Da ja die verschiedenen Ebenen von der Umwelt bis zur Identität nicht nur im Jetzt stattfinden sondern eben einem zeitlichen Ablauf unterliegen, hat er diese Ebenen auf die Zeitlinie übertragen. In seinem Seminar "Tools of the spirit" beschreibt Dilts die Entwicklung der internen Landkarte auf den verschiedenen Ebenen metaphorisch so, als ob ein Laserstrahl die Landkarte im Laufe der Zeit formt.

    Im normalen Leben ist der Mensch im Jetzt verankert und mit allen Ebenen assoziiert. Es ist aber durchaus möglich, dieselbe Zeitlinie auf den verschiedenen Ebenen in dissozierter Weise durchzugehen.

    Der NLP-Praktiker hat dadurch die Möglichkeit, seinen Klienten den gesamten Raum, das gelebte und zukünftige Leben auf all den Ebenen hin bis zur Spiritualität erleben und anschauen zu lassen. Die Ebene der Spiritualität wurde von Dilts erst später eingeführt. Diese beginnt bei der Familie und endet im Universum (vgl DILTS in NLP aktuell 1993/3, S. 5).