Zu den Sekundärtugenden von
Kommunikationstrainern gehört es, in ihren Seminaren einen kleinen Büchertisch
einzurichten. Die Publikationen des Hamburger Psychologieprofessors und Leiters
des "Arbeitskreises Kommunikation und Klärungshilfe im Beruf"
Friedemann Schulz von Thun werden dort nie fehlen. Vor allem die Bände von Miteinander
reden 1-3 gehören zur Standardlektüre aller an Kommunikation
Interessierten.
Gemeinsam mit Johannes Ruppel und Roswitha
Stratmann legt Schulz von Thun jetzt einen Band vor, der ganz auf die Praxis
der Zielgruppe Führungskräfte zugeschnitten ist. Das besondere Augenmerk gilt
der konkreten Gesprächsführung von Leitenden. Alte Bekannte lassen grüßen: das
Kommunikationsquadrat, der Teufelskreis, das Innere Team, das Werte- und
Entwicklungsquadrat und das Situationsmodell. Es sind die Markenzeichen des
Hamburger Arbeitskreises. Und sie kommen in diesem Buch besonders leichten
Schrittes daher. Denn über die Kapitelgrenzen hinweg laufen Suberzählungen, die
als Beispiele und Übungen dienen und das solide theoretische Gepäck mühelos ins
Leserbewusstsein schmuggeln. Eine Mitarbeiterin beansprucht für eine
Weiterbildung am Wochenende einen Freizeitausgleich, eine neue Kollegin fühlt
sich im Team isoliert und beklagt sich bei ihrem Vorgesetzten, eine andere hält
sich für unterschätzt. Einige wenige Beispiele genügen den Autoren, um den
Leser auf die sensible Anwendung ihrer Modelle vorzubereiten.
So fällt es dann leichter, mit vertrauten
Problemfiguren ein gelingendes Gespräch zu führen. Mit dem Vielredner oder dem
kreativen Chaoten, dem Mitarbeiter, der chronisch zu spät kommt oder mit dem,
der ein bisschen langsam arbeitet. Mit Sachorientierung von Seiten der Chefs
allein ist es nicht getan. Ein Dialog mit dem "Inneren Team" könnte
dazu gehören, vielleicht eine Visualisierung des Konflikts, in jedem Fall aber
eine strukturierte Gesprächsführung.
Auch wenn die sympathischen Zeichnungen von
Nina Kurth eine große Hilfe sind, wird der Leser nicht sogleich bewusst mit
vier Ohren hören und vier Schnäbeln sprechen können und auch nicht in jeder
Situation sicher sein, welche Gesprächsebene gerade antönt. Kein Buch kann ein
professionelles Training ersetzen. Das wissen die Autoren. Zur Reflexion nicht
ganz einfacher Situationen ist das Buch dafür aufs Beste geeignet. --Herbert
Wintrich