Charme, das wissen wir von Albert Camus, bedeutet "die Möglichkeit, ein
Ja als Antwort zu bekommen, ohne zuvor eine deutliche Frage gestellt zu
haben". Wie genau aber nun macht man das, und: Wie erhält man ein Ja
vielleicht auch auf eine ganz konkrete Frage? Den Schlüssel dazu liefert Robert
Greene, der mit Die 24 Gesetze der Verführung eine ebenso lehrreiche wie
amüsante Fortsetzung seines Bestsellers Power. Die 48 Gesetze der Macht
vorgelegt hat.
Eine hinreichende Antwort auf die oben gestellten Fragen liefert Greene bei
genauerer Betrachtung in jedem einzelnen Kapitel. Im Grunde jedoch läuft die
Kunst der Verführung auf eine Fertigkeit zu, die wesentlich ist für den Typus
des Charmeurs, weshalb die Ratschläge des Autors an den, der das Handwerk eines
solchen erlernen will, vielleicht in das Zentrum der Verführungskunst führt: "Lullen
Sie Ihre Opfer ein. Der Charme funktioniert wie das Pendel des Hypnotiseurs: Je
entspannter die Zielperson ist, desto leichter ist ihr Wille zu beugen -- oder
zu brechen. Damit sich ihr Opfer wohl fühlt, müssen Sie ihm den Spiegel
vorhalten, sich seinen Launen anpassen. Menschen sind Narzissten: Sie fühlen
sich zu denen hingezogen, die ihnen am ähnlichsten sind. Tun Sie so, als würden
Sie ihre Ansichten und Werte teilen, ihre Geisteshaltung verstehen, und sie
werden Ihrem Zauber verfallen."
Diese und unzählige andere anthropologische Grundeinsichten finden sich
schon in den ersten Kapiteln dieses schönen Vademekums. Den 24 Gesetzen der
Verführung selbst hat der Autor nämlich, sozusagen als Prolegomena der
Verführungskunst, Typologien sowohl der verführerischen Charaktere sowie des
Anti-Verführers (ganz wichtig!) als auch der "Opfer der Verführung"
vorangestellt. Und man muss sagen: Jedes einzelne Kapitel, ja jeder einzelne
Absatz hält für Verführungslehrlinge eminente Offenbarungen bereit, von denen
eine einzige bereits hinreichen sollte, einen Verführungsversuch zu einem
glücklichen Ende zu führen. In diesem Zusammenhang besondere Aufmerksamkeit
verdient die Opfer-Typologie, weil bei der Verführung ebenso wie im Kriege die
richtige Strategie auf den jeweiligen "Feind" abgestimmt werden muss.
Wer die ersten Kapitel aufmerksam studiert hat, dem dienen die eigentlich
titelgebenden 24 Gesetze der Verführung eigentlich nur noch zur
Perfektionierung der auf seine besonderen Talente (und das jeweilige
"Opfer") abgestimmte Verführungsstrategie. Kurzum: Ein
profund-amüsantes Kompendium der vielleicht schönsten aller Künste, das Beleg
ist dafür, dass Robert Greene ganz offensichtlich seinen mit Power
eingeschlagenen Weg unbeirrt weiterzugehen gedenkt. Wir haben nichts dagegen! --Andreas
Vierecke
Kurzbeschreibung
Egal, ob Sie auf der Karriereleiter nach oben klettern, den Umsatz steigern
oder einfach nur Ihre große Liebe nach Hause zum Abendessen einladen wollen:
Verführung ist alles. In seinem Bestseller "Power" präsentierte
Greene die ultimativen Gesetze der Macht. Nun lehrt er die Kunst der
Verführung.
Autorenportrait
Robert Greene, Jahrgang 1959, studierte Klassische Philologie und Vergleichende
Literaturwissenschaft. Er arbeitete als Redakteur in New York und London, bevor
er sich 1987 in Los Angeles niederließ, wo er als Drehbuchautor, Dramatiker,
Essayist und