Die Zeiten
sind hart, der Wind weht rauer. Die Rede von der sozialen Kälte macht die
Runde. So passt es zweifellos in die Zeitströmung, wenn der Eichborn-Verlag in
seiner „Berufsstrategie“-Reihe ein Buch herausbringt, das reichlich unverhohlen
zur hemmungslosen Durchsetzung seiner Interessen auffordert. Gloria Becks Verbotene
Rhetorik ist eine Einführung in die “Kunst der skrupellosen Manipulation”,
so der Untertitel des Buches.
Es handelt sich um eine
Rhetorik, die man „eigentlich“ nicht anwenden sollte, schreibt die Autorin,
aber der Zweck heiligt wohl die Mittel. Sprich: Weil es kalt geworden ist im
sozialen Zusammenleben, weil allerorten die Ellenbogen regieren, ist es nur
opportun, die bedingungslose Durchsetzung seiner Interessen zu optimieren. Und
sei es mit Methoden der Intrige, der Lüge, der persönlichen Vernichtung. Nicht
im physischen Sinne natürlich, aber wenn ein Kollege in die Falle tappt und
seinen Arbeitsplatz verliert, dann hat der eben Pech gehabt! Das ist die
einfache Logik von Gloria Becks Ratgeber. „Es ist nicht immer die Zeit, sich
ethisch zu verhalten“, schreibt die Autorin, „und dann und wann packt uns alle
das Verlangen, einmal etwas Gemeines zu tun.“ Man könnte nun einwenden, dass
die Errungenschaft des Zivilisationsprozesses gerade darin besteht, solche
„wilden“ Regungen zu kanalisieren -- doch Beck argumentiert genau andersherum:
Weil unsere Gesellschaft durchzogen ist von gezielten Manipulationen, weil alle
es tun, „warum es nicht zur Meisterschaft darin bringen“? Sprich: Bewusst und
gezielt manipulieren, ohne Skrupel eben. Gloria Beck stellt ihren Lesern einen
Manipulations-Freibrief aus, der seine Grenzen nur im Strafrecht findet.
Dass Vertrauen,
gegenseitiger Respekt und gegenseitige Anerkennung die Grundlage menschlichen
Zusammenlebens -- und auch produktiver Arbeit – bilden, davon findet sich in
dem Buch kein Wort. Insofern entgeht der Autorin auch, dass ihre Anleitung zur
Skrupellosigkeit eben diese Grundlage zerstört.